"Restholz vermöbeln"
Das Projekt ".hikk offensiv" verarbeitet in Upcycling-Workshops Holzreste aus Betrieben und verbindet Umweltschutz mit zivilgesellschaftlichem Engagement und Berufsorientierung
Die Ressourcen werden weltweit jährlich knapper, während die Abfallmengen stetig anwachsen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, doch auch diese Ressource wird knapper. Viele holzverarbeitende Betriebe haben gewerbliche Abfälle wie Produktionsreste aus dem Möbel- und Messebau. Weil die Kosten für das Lagern oft zu teuer sind, werden diese Reste überwiegend als Abfall entsorgt oder verbrannt, obwohl sie zur Herstellung von Produkten noch nutzbar wären. Diese Resthölzer sinnvoll weiter zu verwenden und ein Gebrauchs-Produkt daraus herzustellen, verlängert deren Nutzungsdauer und trägt somit zur Ressourcenschonung bei.
Das Projekt ".hikk offensiv – Abfallvermeidung durch Wiederverwendung von Restholz" vom Verein BAUFACHFRAU Berlin e.V macht dieses Potential sichtbar, zugänglich und nutzbar für zivilgesellschaftliche Aktivitäten in lokalen Netzwerken. Die Buchstabenkombination .hikk steht für "holz im kreativkreislauf".
Bei einer Tischlerei mit bis zu 20 Mitarbeiter_innen fallen laut Berechnungen des Vereins durchschnittlich ca. 2 m³ Restholz pro Monat an. Eine enorme Menge bei berlinweit knapp 700 in der Handwerkskammer eingetragenen Tischlereien!
Um diese Ressource nutzbar zu machen, bringt die Initiative ".hikk offensiv" lokale holzverarbeitende Betriebe wie z.B. Tischlereien, Bildungseinrichtungen, Akteur_innen aus sozialen und gemeinnützigen Einrichtungen und am nachhaltigen Konsum interessierte Verbraucher_innen zusammen. Die Tischlereien stellen ihr Restholz, das für sie ökonomisch wertlos ist, für Projekte der Initiative zur Verfügung. Dies spart ihnen Entsorgungskosten, fördert abfallarme Produktion und sie können so gesellschaftliche Verantwortung im Sinne von Corporate Social Responsibility (CSR) übernehmen. Dieses Engagement lässt sich darüber hinaus für das Unternehmen nachhaltig vermarkten.
Bildungseinrichtungen können durch die Holzspende ihre Angebote im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erweitern und neue Materialien nutzen. Die gemeinnützigen Akteur_innen erhalten kostenfrei Sekundärrohstoffe, die sie zur Verbesserung ihres Lebensumfelds einsetzen können. Verbraucher_innen haben die Möglichkeit, sich konkret mit Abfallvermeidung, Weiterverwendung und nachhaltigen Konsum auseinander zu setzen und praktische Bauerfahrung im ‚Do it yourself‘ zu sammeln. Darüber hinaus trägt die Initiative dazu bei, Frauen im Handwerk und in der Wirtschaft zu fördern.
Auf dem Gelände des ZK/U in Berlin Moabit errichtete der Verein eine Pop-Up-Werkstatt, die sich in einem dafür ausgebauten Überseecontainer und einem ehemaligen Gemüsetrailer befindet. Es ist gleichzeitig ein Ort des informellen Lernens und des OpenDesign. Aus der direkten Nachbarschaft stellen 5 Tischlereien ihren Restholzfundus zur Verfügung, aus dem dann die sogenannte ".hikk Upcycling-Kleinmöbelkollektion" gebaut wird, sowie Raum- und Objektgestaltungen für drei ausgewählte soziale/kulturelle Einrichtungen. Bisher entstanden in 20 Bauworkshops bereits 114 Upcycling-Möbel bzw. Raumobjekte in der Pop-Up-Werkstatt. Konzipiert wurden diese Workshops für handwerkliche Laien, die unter fachlicher Step by Step-Anleitung entsprechend den Bauanleitungen zu dem Ziel geführt werden sollen, es auch eigenständig nachbauen zu können.
Im Sinne des OpenDesign wurden verschiedene Bildungsmaterialien zum Download entwickelt, die zur freien Verfügung stehen: Bauanleitungen aller Upcycling-Möbel, ein Leitfaden, ein Imagefilm, ein Ratgeber zum ‚Do it yourself‘ und ein Infoblatt/ Checkliste für Mitarbeiter_innen in Tischlereien.
Das Projekt ist eine Initiative von BAUFACHFRAU Berlin e.V. und wurde gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie dem UmweltBundesamt.
Wer Interesse an den Veranstaltungshinweisen hat, schreibt bitte an
Über das Upcycling-Projekt auf LizzyNet
Autorin / Autor: BAUFACHFRAU Berlin e.V.