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Von: technikservice@robosec.com
An: frederik-reit@robosec.com
Sehr geehrter Herr Reit,
es folgt der vom Vorstand verlangte Bericht zum Schadensfall in der DeltaMall vom 04.06.2094, der durch einen unserer Roboter verursacht wurde. Nach sorgfältiger Überprüfung des Vorfalls hat mein Technikteam nach Auswertung der technischen Daten der Roboter und der Überwachungskameras eine verblüffende Entdeckung gemacht, dessen Überprüfung und endgültige Evaluierung wohl noch eine Weile dauern wird, da wir 100 Prozent sicher gehen wollen, nichts übersehen zu haben oder auf einen Betrüger (sei es ein Hacker o.ä.) hereingefallen zu sein. Am Vormittag des 04.06.2094 um 09.23 Uhr spielte sich folgendes im Kaufhaus DeltaMall ab: Ein Passant (wie sich herausstellte ein kleines Mädchen von acht Jahren) erzeugte einen Kurzschluss bei einer Tetra2-Transporteinheit. Sie stolperte über eine Stufe und schüttete dabei einen Becher Limonade auf die Kontrolleinheit des Roboters. Der Vorfall wäre glimpflich ausgegangen, wenn der Auftraggeber nicht aus Kostengründen darauf verzichtet hätte die neuen Tetra3-Einheiten zu kaufen, die diese Schwachstelle nicht mehr besitzen. Da wir ihn auf diese Gefahr hingewiesen hatten, sind wir versicherungstechnisch hier aus dem Schneider Jedenfalls führte das Versagen der Hydraulik dazu, dass der Roboter seine Last, in Form einer ca. zwei Meter hohen Statue aus Marmor, über eine Brüstung kippen ließ. Sie fiel knapp fünf Meter tief und zerschmetterte am Boden. Zum Glück war zu diesem Zeitpunkt das Kaufhaus noch fast leer, sodass kein Mensch zu Schaden kam. Das alles wäre ein leicht zu klärender Vorfall gewesen, wenn nicht ein anderer unserer Roboter noch einen Schaden angerichtet hätte, welchen die Versicherung unseres Klienten nun nicht übernehmen will. Und zwar gingen ein Schaufenster und die dahinterstehende Glasvitrine mit antiken Vasen zu Bruch, da einer unserer modernen Sicherheitsroboter des Typs FA-9 einen Wartungsroboter dort hineingeschleudert hatte. Diese FA-9 Einheit wurde anstelle des Wartungsroboters von der Marmorstatue getroffen und dabei stark beschädigt. Das Sicherheitsprotokoll des Roboters lautet wie folgt:
- Zwischenfall in Etage 1, Tetra2-Einheit TE-76 sendet Fehlermeldung, Einheit hat Kurzschluss, erhöhte Alarmstufe
- FA-9 Zoom auf TE-76, Analyse…Transportgut wird über Brüstung fallen
- Analyse von möglichem humanem Schaden…Ergebnis: humaner Schaden 0%
- FA-9 Zoom auf Bedienungsroboter GX3p; Analyse möglicher Schaden...Ergebnis: Schaden 100%
- Analyse Rettungsmöglichkeit…Ergebnis: Rettungswahrscheinlichkeit 78%, Eigener Schaden 91%, Menschlicher Schaden 23%.
- Selbstzerstörungssicherung deaktiviert…Rettung einleiten.
Das erstaunliche an dem Vorfall ist die Tatsache, dass FA-9 nur auf den Schutz von Menschen programmiert ist und die Selbstzerstörungssicherung nur in äußersten Notfällen überbrücken kann. Wie kam es aber dazu, dass er sich selbst opferte und dabei Menschen in Gefahr brachte? Nun, wir haben lange gerätselt und nach Hinweisen von Hacking, Teckparasiten oder technischem Versagen gesucht, aber ohne Ergebnis. Der Roboter ist das fortschrittlichste, was Robosec in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Die künstliche Intelligenz, die in seinem Gehäuse steckt, ist das Produkt von knapp vierzig Jahren Forschung und hat eine stark ausgeprägte Lernfähigkeit. Die einzig mögliche Erklärung klingt verrückt, aber wir haben derzeit keine bessere. Die K.I. der FA-9 Einheit muss sich in ihrem Lernprozess so verändert haben, dass sie Eigenschaften entwickelt hat, die wir sonst nur von höheren Lebewesen kennen und vor allem vom Menschen. Verständlicherweise werden Sie starke Zweifel an dieser Theorie haben, wie auch wir diesen Schluss nur sehr vorsichtig äußern wollen. Jedoch haben wir bei der weiteren Analyse der Protokolle und der technischen Daten einige merkwürdige Auffälligkeiten entdeckt, die Sie selbst interpretieren können, wie Sie wollen. Aus unserer Sicht passen diese Daten jedoch zu unserer bisherigen Erklärung. Am selben Tag, ungefähr dreißig Minuten vor dem Unfall zeichnete der FA-9 folgendes auf:
- FA-9 Standartpatrouille Erdgeschoss
- FA-9 Scannen des Erdgeschosses auf Gefahren
- Zoom auf Passanten mit schwarzem Rucksack, Analyse: Ungefährlich
- Zoom auf Bedienungsroboter GX3p; Analyse…
- [Temperaturzuwachs im K.I.-Kern, 40°, 42°, 44°…]
- Kühlung einleiten
Wir haben nun die befremdliche Vermutung hier Zeuge der ersten erfassten Regung von Empathie, beziehungsweise Zuneigung oder sogar Liebe bei einer künstlichen Intelligenz zu sein.
Mit freundlichen Grüßen,
das Technikteam
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Von: technikservice@robosec.com
An: frederik-reit@robosec.com
Sehr geehrter Herr Reit,
es folgt der aktualisierte Bericht zum Schadensfall in der DeltaMall vom 04.06.2094, der durch einen unserer Roboter verursacht wurde.
Wir entschuldigen uns für die gewagte These zu den Ursachen des Unfalls, der Roboter wurde tatsächlich gehackt und ihm wurde ein Programm aufgespielt, dass seine K.I. verrückt spielen ließ. Während dem Hacking-Vorgang erhitzte sich sein K.I.-Kern, zufällig während er den Bedienungsroboter scannte. Ein ausführlicherer Bericht mit den technischen Daten folgt.
Mit freundlichen Grüßen,
das Technikteam