Sarah Lesch, Singer-Songwriterin aus Tübingen, schafft es, mit ihrer frischen, witzig-spritzigen, frechen Art à la Annette Louisan zu singen und ihrem Esprit an die Anfänge von Nelly Furtado zu erinnern. Erinnert Ihr euch noch an "I´m like a Bird"? Yep, genau so voller Power, so voller Frische, drängender Stärke und genialer Gesangsqualität ist dieses Album, das aus - leider - nur 12 Songs besteht, die es aber ALLE bis einschließlich dem Letzten in sich haben!!
Da ist kein Wort, kein Ton, keine Melodie zuviel. Keine Stimmlage, die nicht "sitzen" würde.
Genauso klar, so schön und sicher wie auch mal kräftig und dann mal himmelhoch zart jauchzend ist ihre wundervolle Stimme, die locker Tonlagen wechseln kann wie eine Windboe die Richtung von eben auf jetzt.
Mit ihren rotzig-frechen, tiefgründigen und kritischen Texten kann sie die weibliche Version von Reinhard Mey sein; ach was, sie stellt mit ihrer Mischung aus Chanson, Indie-Pop, Jazz, Pop-Rock und Musikstilen der 60er, 70er Jahre bis in die Neuzeit
locker Charles Aznavour und Mey in den Schatten! Sie flirtet nicht nur in ihren einzelnen Songs mal eben mit zahlreichen Musikstilen und dem Zuhörer, nein, sie zelebriert ihre Stimmgewaltigkeit mit der Leichtigkeit eines Schmetterlings und man hört heraus, dass diese Dame, obgleich so jung, eine verdammt gute Gesangsausbildung hinter sich haben muss - oder einfach unerhört begabt ist! Da werden auch mal Trompete, Tuba u.a. Musikinstrumente imitiert.
Da wird gepfiffen, gesummt, Laute von sich gegeben, musikalisch geschunkelt und chansonniert, gejazzt, gerockt und Zorbas musikalisch getanzt, dass es einen umhaut und alles, nur nicht langweilig wird! Da treffen Spießertum auf Mandolinensound und Zorbas-Klänge, wird aus einem einfachen Abschiedslied eine Ode an den Gott der kleinen Dinge.
So vielseitig wie ihre Stimme sind auch die Lieder auf dieser CD. Doch eines wird klar: Sie ist sehr kritisch, politisch engagiert, fängt ihre Umwelt in ihre Musik ein (z.B. Meeresrauschen) und tiefgründig-psychologisch (s. Lied 4 Tete-à-Tete), indem sie eine perfekte Performance über das eigene Ich abliefert oder Lied 9: "Nur eines ist gewiss: Das alles doch ganz anders ist."
Und bei allem oft sehr witzig (Lied 8: "Ich kann dich gut leiden. [...] Ich kann´s gut aushalten, dich leiden zu sehen."). Oder auch wunderschön in Lied 10 (Schlaflied): "[...] küsst die Waffen zu Staub."
Mal hört man Akkordeonbegleitung in der Ballade von Johnny mitsamt ihrer ausdrucksstarken Stimme, die an die große norddeutsche Deich-Stimme heranreicht: Hans Albers. Da spielt die Mundharmonika auf, Piano, Keyboard, Synthy, Percussion, Mandoline, Trompete und Gitarre - und alles findet seinen Raum, seinen berechtigten Platz in diesem Meisterwerk von einer CD!
"Da draussen" sowie das Lied Nr. 4, Lied Nr. 11 (Das mit dem Mond: "All das gab es schon einmal und immer wieder:
Die Fahnen, die Feinde, die Gründe, die Toten, die Lieder") und Lied Nr. 12 (Eine Geschichte vom Pferd, "Denn sie weiß, springen muss man am Ende alleine, weil es sonst zu einfach wäre. Denn alle großen Schätze erobert man nicht unbeschwert. [..] schaut hinunter, springt - und hofft auf Flügel.") sind großes musikalisches und textliches Kino und bereits jetzt zu meinen Lieblingssongs auf dieser CD avanciert.
Ich bin mir sicher: Von dieser Grande nouvelle Dame werden wir noch sehr viel hören! Endlich ist in Deutschland ein neuer Superstar im Musikbusiness geboren, der Tiefgang und Leichtigkeit miteinander zu vereinen weiß und dabei den Spaßfaktor nicht vergisst!
Autorin / Autor: Roswita - Stand: 5. Februar 2018