Schadstoffe für jedes Wetter
Greenpeace-Test zu Chemikalien in Outdoor-Kleidung
Auch wenn die Jacke oft nur für den Weg zur Schule oder für einen der seltenen Waldspaziergänge bei leichtem Regen benötigt wird, tragen viele Menschen spezialbeschichtete High-Functional-Super-atmungsaktive Survival-Jacken als wollten sie auf eine Alaska-Expedition gehen. Outdoor-Klamotten eben. In jedem Sportgeschäft gibt es dafür eine eigene Abteilung. Fast könnte man meinen, Deutschland sei ein Mekka für Wanderer, Kletterer und Expeditionsforscher. "Mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro ist Deutschland der größte europäische Markt für Outdoor-Produkte", heißt es in der Presseerklärung von greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hat in einer aktuellen Studie untersucht, wie es eigentlich steht um all die High-Tech-Klamotten, in die die Deustchen sich und ihre Kinder - selbst für den kurzen Besuch auf dem Spielplatz - so gerne hüllen.
Das Ergebnis - ihr habt es vermutlich schon geahnt - war unschön: Gerade die Produkte von bekannten Markenherstellern, die so gerne mit Naturverbundenheit und Abenteuer in der unberührten Wildnis werben, enthielten Schadstoffe.
Zwei unabhängige Labore prüften im Auftrag von Greenpeace 14 Outdoor-Artikel für Damen und Kinder auf per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und weitere Schadstoffe. Die wichtigsten Ergebnisse: In den Produkten von The North Face, Patagonia, Jack Wolfskin, Kaikkialla und Marmot wurde die gesundheitsschädliche Perfluoroktansäure (PFOA) in bedenklichen Konzentrationen gemessen.
Hohe Konzentrationen von Fluortelomeralkoholen (FTOH) wurden in den Jacken von Mammut und Vaude festgestellt. In allen untersuchten Markenprodukten wurden PFC in Beschichtungen oder Membranen (zum Beispiel Gore-Tex®) gefunden. Die Fluorverbindungen können in der Umwelt kaum abgebaut werden und gelangen über Nahrung, Luft und Trinkwasser auch in den menschlichen Organismus. Jüngste Studien stellen einen Zusammenhang mit verminderter Fruchtbarkeit, Schilddrüsenerkrankungen und Immunstörungen her. Besorgniserregend sind auch die Test-Ergebnisse der hormonell wirksamen Weichmacher (Phthalate) und der Nonylphenolethoxylate (NPE): Der höchste NPE-Gehalt wurde in einer Kinder-Regenjacke von Seven Summits gefunden. Der höchste Wert an Phthalaten wurde in einem Kinder-Poncho von Northland festgestellt.
Mit der internationalen Kampagne Detox fordert Greenpeace Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Die gibt es nämlich durchaus - etwa Textilien mit Membranen aus Polyester (zum Beispiel Sympatex®) und Polyurethan. Auch diese Kleidung ist winddicht, atmungsaktiv und hält einem Wolkenbruch stand. Greenpeace fordert die Outdoor-Industrie auf, PFC aus der Produktion zu verbannen und fluorfreie Alternativen weiter zu entwickeln. Im Rahmen der EU-Chemikaliengesetzgebung müssen alle PFC auf den Prüfstand.
Bist du in Outdoor-Klamotten gewandet?
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 29. Oktober 2012