„Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ ist der neue Roman von John Green, in dem sich Aza Holmes gemeinsam mit ihrer besten und gleichzeitig einzigen Freundin Daisy Ramirez auf die Suche nach einem verschwundenen Milliardär macht. Klingt desolat und laaaangweilig?! Keine Sorge, das Buch ist extrem irrwitzig, chaotisch und gespickt mit so vielen Nebensächlichkeiten, dass sich sicher keine Tristesse einstellen wird. Aber zurück zum Plot: Einen Milliardär zu finden, ist nicht direkt einfach, sich mit seiner Familie auseinanderzusetzen kann emotional jedoch noch wesentlich komplizierter sein. Besonders wenn man sich in seinen ältesten Sohn verliebt, außerdem an einer Art Helfersyndrom „leidet“, zudem eine Zwangsstörung hinzukommt, und wenn man sich dann noch von der besten Freundin verraten fühlt, ist man ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen – Pubertät lässt grüßen...
So das war jetzt meine Zusammenfassung der Handlung, die, so habe ich gerade festgestellt, meiner ganz eigenen Logik folgt, was zu Verwirrung führen kann. John Green kann das natürlich wesentlich besser gemacht als ich und hat mit „Turtles all the way down“, wie das Buch im Original heißt, eine geniales Werk zu Papier gebracht – so viel sei schon einmal an dieser Stelle verraten.
Begeistern kann das Buch jedoch nicht nur mit seiner absurd-aberwitzigen Story, auch die Aufmachung überzeugt. Mit Wendecover, orangem Farbschnitt, Nummerierung des Exemplars (da limitiert) und nicht zu vergessen einer echt eingedruckten Signatur John Green's persönlich.
Ich mag etwas voreingenommen sein, was John Green betrifft (okay zugegebenermaßen ich bin etwas voreingenommen), so dass ich das Buch, würde es aus der Feder eines anderen Autoren stammen, vielleicht als „aus dem Rahmen gefallen“ abgestempelt hätte, da es meist etwas Eingewöhnung braucht, bis man sich auf ein Werk einstellen kann - und wenn dann schon die Hälfte des Buches vorbei ist, ist das suboptimal. Bei John Green weiß ich jedoch, auf was ich mich gefasst machen kann: Auf außergewöhnliche Charaktere und ihre ausgefallene Geschichte.
Aza mag total verschroben sein, aber sie ist auch unglaublich liebenswürdig und relatable (sorry!) und so war es einfach eine Freude für mich, dieses Buch zu lesen. Von Anfang an konnte ich diesem Buch nicht widerstehen. Aber ich wusste einfach nicht, wie ich das in Worte fassen sollte, um mich aus der Bredouille zu ziehen (und weil es einfach stimmt) – das Buch ist genial. Es nimmt viele Wendungen, bei denen mir nicht immer klar war, wie ich jetzt dazu stehe, dann gibt es wieder Momente, wo ich Aza am liebsten helfen würde und mir im selben Augenblick klar wird, dass dies ein klarer Fall von „Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut gemacht“ wäre. Dieses Buch ist kritisch und anregend ohne anstrengend zu sein, nein im Gegenteil es ist sogar sehr unterhaltsam - nur viel zu kurz, denn 281 Seiten sind nie genug für Fans.
Jetzt sollten eigentlich noch so erhellende Abschlussworte kommen, aber in meinem Kopf schwebt einfach die ganze Zeit dieser Gedanke herum, den ich unbedingt frei lassen muss. Ich finde die Anpassungen für deutsche Leser irgendwie niedlich, wobei sie gleichzeitig fast fies sind, denn wenn CIRCLE K zum Eckladen und Applebee's erklärt wird, ist das zwar einerseits süß, nimmt mir aber andererseits auch die Möglichkeit, das Buch komplett in seinem kulturellen Kontext zu verstehen und führt obendrein dazu, dass ich mich frage, ob mir implizit mitgeteilt wird, dass ich zu doof zum Googeln bin.
Autorin / Autor: flowervi - Stand: 2. Januar 2017