Schlau machende Verunsicherung

Studie: Gut dosierte Verwirrung kann Lernprozesse unterstützen

Ihr hasst es und werdet panisch, wenn ihr bei einer Recherche für ein Referat widersprüchliche Informationen findet und nicht wisst, was denn nun stimmt? Auf das Lernen haben solche Situationen - so unangenehm sie auf den ersten Blick auch scheinen - allerdings eine positive Auswirkung. Eine neue Studie der University of Notre Dame zeigt, dass Verwirrung beim Lernen von Vorteil sein kann, wenn die Konfusion sich in einem bestimmten Rahmen abspielt und letzendlich aufgelöst werden kann.

Wie der Psychologe und Informatiker D'Mello, der sich mit künstlicher Intelligenz, Mensch-Computer-Interaktion und Lern-Wissenschaften beschäftigt, zusammen mit KollegInnen herausfand, lernten Menschen besser und konnten ihr Wissen auch auf anderen Gebieten anwenden, wenn sie bei der Lösung komplexer Aufgaben auf strategisch eingesetzte Widersprüche gestoßen waren.

In einer Reihe von Experimenten sollten Testpersonen sich mit Konzepten wissenschaftlicher Argumentation beschäftigen. Dafür sollten sie mit computeranimierten Figuren interagieren, die einmal die Rolle eines Tutors und ein anderes mal die eines Mitlernenden einnahmen. In interaktiven Gesprächen diskutierten die "Virtuellen" mit den Testpersonen über Forschungsstudien, die in einem bestimmten Punkt fehlerhaft waren. Ein Beispiel war eine Studie über die Vorzüge einer Diät-Pille, die den Fehler enthielt, dass die Pille nicht auch an einer geeigneten Kontrollgruppe getestet worden war. Die Testpersonen erhielten widersprüchliche oder falsche Informationen und wurden zusätzlich bewusst verwirrt durch die Diskussionen unter den virtuellen Figuren, die verschiedene Standpunkte einnahmen. Anschließend sollten die Testpersonen entscheiden, welche Meinung sie denn wissenschaftlich höher bewerten würden. In Folgetests zeigte sich dann, dass die Probanden, die der Verwirrung und Unsicherheit ausgesetzt waren, die Schwachstellen besser finden konnten als andere.

"Wir untersuchen die Zusammenhänge zwischen Emotionen und Lernen seit fast einem Jahrzehnt und stellen nun fest, dass gut dosierte Verwirrung Lernprozesse unterstützen kann, weil die Lernenden sich intensiver in die Materie einarbeiten müssen, um die Konfusion zu beheben", erklärt D'Mello .

Allerdings, so schränkt der Wissenschaftler ein, sei es nicht ratsam, Schüler oder Studentinnen absichtlich in Prüfungssituationen oder ähnlichen Momenten zu verwirren. Solche Eingriffe eigneten sich am besten für Fortgeschrittene, die mit schwierigen Aufgaben herausgefordert werden wollen und bereit seien, ein Scheitern zu riskieren. Sie seien dann auch in der Lage mit negativen Emotionen umzugehen, wenn sie auftreten.

"Es ist auch wichtig, dass die Schüler auf eine produktive Weise durcheinander gebracht, und nicht hoffnungslos verwirrt werden. Mit produktiv ist gemeint, dass die Art der Verunsicherung eng mit dem Inhalt des Lerneinheit verknüpft ist und der Schüler seine Konfusion durch Hilfen aus seiner Lernumgebung beheben kann. Außerdem sollten irreführende Angaben unbedingt im Laufe des Lernprozesses korrigiert werden."

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Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 22. Juni 2012