Schlechtes Schulklima - viel Gewalt

Meta-Studie untersuchte Ursachen für Mobbing und Schlägereien

Warum sind einige Schulen stärker von Gewaltexessen betroffen als andere? Liegt es an der Zusammensetzung der SchülerInnenschaft? Ihrem Geschlecht? Dem Alter? Der Schulform? Der Größe? Keiner dieser Faktoren ist offenbar maßgeblich dafür verantwortlich, wenn eine Schule ständig von Schlägereien oder Mobbingvorfällen heimgesucht wird. Viel gravierendere Auswirkungen hat das soziale Klima, dass an einer Schule herrscht. So lautet jedenfalls das Ergebnis einer Meta-Studie, in der 36 unabhängige Studien, die einen Bezug zwischen Schulklima und schulischer Gewalt herstellen,  ausgewertet wurden.

Gewalt an der Schule stellt weltweit ein großes soziales Problem dar. Sie gefährdet Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden von SchülerInnen. Auch wenn die am meisten in den Medien thematisierten Zwischenfälle mit schwerer körperlicher Gewalt einhergehen, sind weniger schlimme Formen körperlicher Aggression und psychologischer Gewalt wie zum Beispiel Schikanieren, Einschüchterungen und zwischenmenschliche Aggressionen deutlich häufiger und beständiger.

In den vergangenen zwanzig Jahren wurde viel geforscht, um heraus zu finden, woher schulische Gewalt kommt. Insbesondere das Konzept des „Schulklimas“ fand große Beachtung und es wird angenommen, dass das soziale Klima im Unterricht und in der Schule einen entscheidenden Einfluss auf das Auftreten schulischer Gewalt hat. Jedoch führte der Mangel klarer Definitionen und empirisch bestätigter Schulklima-Maßnahmen zu einer Unmenge an Ergebnissen, die oftmals schwer zu deuten sind.

Um festzustellen, ob das Schulklima tatsächlich einen bedeutenden Einfluss auf die Entstehung schulischer Gewalt hat, analysierte Professor Georges Steffgen mit seinem Forschungsteam von der Forschungseinheit INSIDE (Integrative Research Unit on Social and Individual Development) der Universität Luxemburg im Überblick die statistischen Befunde einer Vielzahl empirischer Forschungsstudien zu dem Thema. Dabei trafen sie auch auf Schlüsselkomponenten, die ein Schulklima definieren: Besteht ein Zugehörigkeitsgefühl? Gibt es ausreichende Mitbestimmung? Fühlen sich die SchülerInnen dort sicher oder dominieren Gefühle wie Schulangst?

Diese Meta-Analyse belegt eine "Beziehung zwischen der Wahrnehmung, die SchülerInnen vom Schulklima haben, und der Gewalt an der Schule", wie es im Pressetext auf idw-online.de heißt. Alter, Geschlecht sowie Schulgröße und Bildungsniveau beeinflussen nach diesen Erkenntnissen diesen Zusammenhang nicht.

Die in der April-Ausgabe der internationalen Wissenschaftszeitschrift "Aggression and Violent Behaviour" veröffentlichten Ergebnisse zeigen einen deutlichen Bezug zwischen Schulklima und Gewaltauftreten. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass durch Änderungen des Schulklimas das Auftreten gewaltsamen Verhaltens verringert werden könnte.

Professor Steffgen, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsförderung und Aggressionsprävention der Universität Luxemburg, sagte: „Die Studie zeigt, dass die Umsetzung der pädagogischen und sozialen Funktionen der Schule eine Rolle spielen, und stellt in Frage, ob Gewalttäter alleine für schulische Gewalt verantwortlich sind. Demnach wäre es ratsam, dass zukünftige Präventionsprogramme zu schulischer Gewalt sowohl individuelle als auch Umweltfaktoren berücksichtigen würden.”

Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 26. April 2013