Schneetänzer

Autorin: Antje Babendererde

Im kanadischen Moosonee sucht Jacob seinen Vater Greg Cheechoo. Dass dieser ein Indianer vom Stamm der Cree ist, hat Jacobs Mutter jahrelang verschwiegen. Auf der Suche nach der Wahrheit – und zu sich selbst – gerät der 18-jährige Schüler schnell in Gefahr. Ein Bekannter seines Vaters setzt ihn in der Wildnis aus. Jacob schafft es, in der eisigen Umgebung zu überleben, doch eine Begegnung mit einem Bären wird ihm beinahe zum Verhängnis. In letzter Minute retten ihn Anak und seine Enkelin Kimi. Verletzt verbringt Jacob einige Tage in der Blockhütte der beiden. Anfangs sorgt er sich, dass er dadurch Zeit für die Suche nach Greg verliert. Doch rasch weicht Jacobs Unruhe der Faszination für den weisen Jäger und das Mädchen mit der weißen Strähne im Haar, die ihm viel über die Kultur der Cree beibringen. Und mit Kimi verbindet Jacob bald sogar mehr als das Wissen, das sie mit ihm teilt...

*Meine Meinung*
„Schneetänzer“ beginnt als Familiendrama. Aber obwohl das Buch das Thema nie aus den Augen verliert, greift es auch viele andere Aspekte auf: die Unbarmherzigkeit und gleichzeitige Schönheit der Wildnis, Vegetarismus und Fleischkonsum, Heimat und Zugehörigkeit, Kultur und Probleme der Cree und natürlich Freundschaft und Liebe. Obwohl sich Antje Babendererde damit viel vorgenommen hat, schafft sie es, alle Handlungsstränge zu einem schlüssigen Ende zu führen.

So entwickelt sich Jacob im Laufe des Buchs, wozu vor allem die Liebesbeziehung zu Kimi beiträgt. Die unterschiedlichen Ansichten der beiden – beispielsweise zum Thema „Tiere töten“ – sorgen für eine interessante Dynamik. Gerade Kimi bleibt wegen ihrer Unabhängigkeit und ihres spöttischen Humors als Charakter in Erinnerung. Ich habe mich gewundert, dass sie sich trotzdem sehr schnell in Jacob verliebt. Die Autorin hätte dem Aufbau der Beziehung zwischen den Jugendlichen etwas mehr Zeit geben können. Auch über die Nebencharaktere – wie Jacobs fiesen Stiefvater – hätte ich gern mehr erfahren, um ihre Handlungen besser nachvollziehen zu können.

*Fazit*
Trotz kleiner Schwächen ist „Schneetänzer“ für mich ein rundum gelungener Jugendroman. Er mischt zeitgemäße Belange wie Tierschutz geschickt mit bekannten Themen wie dem Erwachsenwerden. Jacob und Kimi machen vor, wie ein gleichberechtigtes Paar aussehen kann. Action gibt es in dem Buch nur bedingt. Dafür lernt man viel über die indigenen Einwohner Moosonees. Ihnen hat Antje Babendererde „Schneetänzer“ gewidmet. Eine Liebeserklärung, die auch die Natur umfasst – der Roman ist auf ressourcenschonendem Recycling-Papier gedruckt.

*Erschienen bei Arena*

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Autorin / Autor: brotlose kunst - Stand: 21. Oktober 2019