Auch "positive" Klischees wirken negativ
Studie: Schubladendenken bremst aus
Stereotype Aussagen wie „Jungs sind besser in Mathe“ oder „Männer können besser einparken“, dafür können „Frauen besser zuhören und schreiben“ sind nicht nur total überholt und ziemlich daneben, sie können mitunter auch ganz schön demotivieren. Und zwar nicht nur diejenigen, die durch solche Aussagen herabgestuft werden, sondern auch die hoch Gelobten. Zu diesem Ergebnis kam das Forscherteam um Andrei Cimpian von der University of Illinois at Urbana-Champaign in einer Studie.
Im ersten dafür konzipierten Experiment legten die Wissenschaftler 48 Kindern zwischen vier und sieben Jahren eine Abbildung mit unterschiedlichen geometrischen Formen vor: Rechtecke, Sterne und Dreiecke. In die leere Mitte sollten die Kleinen einen Kreis malen, ohne die Ränder der anderen Figuren zu berühren. Der Hälfte der Gruppe erzählten Cimpian und sein Team zuvor, dass Jungen beziehungsweise Mädchen in diesem Test erfahrungsgemäß besonders gut abschneiden. Die jungen TeilnehmerInnen wurden somit mit einem Klischee konfrontiert. Die andere Hälfte bekam zu hören: „es gibt da einen Jungen beziehungsweise ein Mädchen, der/das besonders gut ist in solchen Spielen“.
Das Ergebnis: Die Kinder, denen vorher eingetrichtert wurde, dass der Erfolg der Übung vom Geschlecht abhängt, schnitten sehr viel schlechter ab als die Kontrollgruppe, die eine Einzelperson als Zeichen-Held vor Augen hatte. Die Motivation sank - und zwar bei beiden Geschlechtern. Denn selbst, wenn die Kinder hörten, dass das eigene Geschlecht grundsätzlich besser abschneidet, erzielten sie schlechtere Zeichen-Ergebnisse.
In einem zweiten Experiment mit 144 Kindern bestätigten sich diese Ergebnisse. Diesmal gab es drei Gruppen: eine die glaubte, dass der Erfolg einem bestimmten Geschlecht vorbehalten war, eine zweite Gruppe, die wissen sollte, dass es unter ihnen jemanden mit besonderer Begabung gab und eine dritte Gruppe, die gar keine Informationen bekam. Diesmal waren die Aufgaben sehr viel schwieriger zu lösen. Und auch hier: Die TeilnehmerInnen der Gruppe, die mit Stereotypen konfrontiert wurde, schnitten am schlechtesten ab - egal ob sie zu den angeblich Besseren oder Schlechteren gehörten.
Die Erklärung des Forscherteams: Klischees wie die, mit denen die Kinder in den Experimenten konfrontiert wurden, vermitteln ein falsches Bild von Erfolg. Welches Kind hat schon noch Lust, sich ins Zeug zu werfen, wenn es glaubt, dass das Talent je nach Geschlecht in die Wiege gelegt ist. Ein „es liegt in deiner Hand, wie du dein Leben gestaltest und was du draus machst“ wäre vielleicht motivierender. Am besten ist immer noch, man glaubt an die eigenen Fähigkeiten und lässt sich nicht zu sehr von Aussagen anderer und schon gar nicht von Klischees beirren ;-)
Die Studie ist im Fachmagazin Psychological Science erschienen.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 10. Mai 2012