Schwerelos
Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Milina To (16 Jahre)
Wie grün es doch war! Grün. Er mochte diese Farbe. Er mochte alles, das selten und wertvoll war. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und der blaue Himmel strahlte. Nur die leichten, unschuldig weißen Wolken wagten es, dieses Blau zu durchbrechen. Dieses intensive, volle, tiefe Blau. Er seufzte. Als könnte er seine Augen schließen und fallen. Ewig fallen. Er lachte. Schwerelos – Ein gefährliches Wort. Nichts zu empfinden, von nichts abhängig zu sein, keine Verantwortung, die einen auf dem harten Boden der Tatsachen halten kann. Ein Anker. Er rümpfte die Nase. All die Pflanzen. Bäume, Büsche und Sträucher konnte er aus dieser Entfernung erkennen. Er streckte seine Hand danach aus. Vergeblich. Er schnaubte. Diese Entfernung! Er schaute hinunter. Eine Wiese war zu bestaunen. Bestaunen. Er schmunzelte. Wie lange hatte er sowas wie Gras für Unkraut gehalten? Dabei spiegelte es nur die Unabhängigkeit der Natur wieder. Jeder Grashalm war ein Individuum und dennoch konnte er kaum einen in dieser anonymen Masse ausmachen. „Und gemeinsam schützen sie die Erde“, schloss er. Er schüttelte sich, schloss die Augen und atmete tief ein.
Als er sie wieder öffnete war das Poster, das zuvor gegen seine Glaskuppel gepresst worden war, verschwunden. Weggeweht von einen der vielen, toxischen Winde. In Kürze würde es von dem sauren Regen zersetzt werden, und zwar auf dem Boden, auf dem alles starb.
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