Scythe – Die Hüter des Todes
Autor: Neal Shusterman
Aus dem Amerikanischen von Pauline Kurbasik und Kristian Lutze
Citra und Rowan haben nichts zu fürchten, denn in ihrer Welt stirbt niemand mehr. Es gibt keine Krankheiten, keine Kriege und wer dann doch mal aus Versehen (oder absichtlich) einen tödlichen Unfall erleidet, der wird schlichtweg durch eine Turboheilung im Revivalzentrum wieder ins Leben zurückgeholt. Auch die ewige Jugend ist möglich, denn wer keine Lust mehr auf Falten und graue Haare hat, der "geht über den Berg" und ist optisch wieder in seinem Wunschalter angelangt. Weil aber wegen Ressourcenknappheit und Platzmangel unmöglich alle Menschen ewig leben können, sorgen die Hüter des Todes, die Scythe dafür, dass dann und wann eben doch "ausgelesen" wird. Die Auswahl ist eher zufällig, mal von statistischen Wahrscheinlichkeiten, mal von reiner Willkür geleitet. Ihre Quote an Tötungen aber müssen die Scythe einhalten.
Citra und Rowan werden ausgewählt, zu Scythe ausgebildet zu werden, denn eine Voraussetzung ist, das auf gar keinen Fall zu wollen. Insofern sind beide wenig begeistert und können einander auch nicht besonders gut leiden. Trotdzem kommen sie sich im Lauf der Ausbildung in diversen Tötungstechniken immer näher. Und dann werden sie durch eine Intrige gezwungen, selbst zu Konkurrenten auf Leben und Tod zu werden.
Das Setting dieses Romans ist ein echter Shusterman. Ähnlich wie in der Vollendet-Reihe geht es hier um Tod, Vergänglichkeit, Weiterleben und Wiederauferstehung mit all den dazugehörigen Implikationen. Dabei hat der Autor allerlei morbide Einfälle, behandelt das Thema aber immer mit Respekt und wirft philosophische Fragen auf, mit denem man beim Lesen ständig beschäftigt ist. Wer entscheidet über Leben und Tod und wie könnte dieser Prozess gerecht sein? Was macht Sterblichkeit bzw. Unsterblichkeit mit den Menschen? Was wäre, wenn wir ewig leben würden? Da stört es auch nicht so, dass die Hauptfiguren und die Situation, in die sie geraten, doch an manchen Stellen sehr stark an "Die Tribute von Panem" erinnern. Hier hätte der Autor ruhig etwas erfinderischer sein können.
Insgesamt machen das sehr originelle Thema und die spannende Handlung das Buch zu einem echten Leseerlebnis inklusive dem typischen Fortsetzung-folgt-Cliffhanger am Ende. Auch wenn auch keine großen Gefühle aufkommen und das sich anbahnende Liebesdrama einem doch sehr bekannt vorkommt, bekommt man mit diesem Auftakt wirklich etwas zum Nachdenken und gedanklich weiterspinnen. Darum wird dieses Buch vermutlich bei vielen länger haften bleiben als viele andere Dystopien.
*Erschienen bei Fischer *
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Autorin / Autor: luthien - Stand: 21. September 2017