Shanghai Love Story
Autorin: Sally Rippin
Anna besucht ihren Vater in Shanghai. Einen Sommer lang taucht sie ein in die faszinierende Metropole und ihre Künstler-Szene. Sie besucht Malkurse und lernt den attraktiven Chinesen Chenxi kennen, der sie verzaubert und den sie nicht wieder vergessen kann. Auch Chenxi fühlt sich von Anna angezogen, doch der Kommunismus in China Ende der 80er ist erbarmungslos. Oppositionelle, Kritiker und auch gerade Künstler, die in ihren Werken das System mit seinen Missständen kritisieren, verschwinden spurlos und für immer und Chenxi muss vorsichtig sein, wer sich mit einer Ausländerin einlässt, gerät schnell ins Visier der Geheimdienstes, außedem ist er Mitglied einer geheimen Künstlergruppe, die ohnehin beobachtet wird. Unter diesen Umständen kann keine Beziehung funktionieren und so scheitern ihr kleinen, wenn auch schönen Versuche immer wieder. Hinzu kommen Annas Probleme mit ihrem Vater, der will, dass sie etwas Vernünftiges studiert, anstatt zu malen und der Franzose Laurent, der ein Auge auf sie wirft.
Anna versucht alles, um hinter Chenxis Fassade zu blicken und bekommt kleine Einblicke, Eindrücke seines Lebens in der Diktatur, doch dann ist Chenxi auf einmal verschwunden und Anna ist schwanger...
Sally Rippin setzt diese Liebesgeschichte in ein hochgradig explosives politisches Umfeld. Die Grausamkeiten der kommunistischen Diktaturen im letzten Jahrhundert werden allerdings nur angedeutet, die Gefahren schweben nur sehr klein und fast unsichtbar zwischen den Protagonisten, die so unterschiedlich sind, dass sie sich gerade deshalb gegenseitig anziehen und so steht die Liebe zwischen den beiden ganz klar im Vordergrund und weniger der historische Hintergrund, der an sich schon sehr interessant ist.
„Shanghai Love Story“ ist eine Geschichte, die kein gewöhmlicher Teenieroman sein will, die mehr Tiefgang, mehr Probleme aufgreifen will als die zweier Jugendlicher, die sich nicht entscheiden können, was sie zum ersten Date tragen wollen, und der Versuch ist auf jeden Fall schon mal ein großes Lob wert, trotzdem gelingt das irgendwie nicht ganz, was für einen Jugendroman vielleicht auch zu viel verlangt ist. Die Geschichte an sich ist schön und lässt sich wunderbar lesen, aber der Tiefgang scheint hier sehr gewollt und gestellt, leider wenig realistisch, die Schwangerschaft am Ende kommt so unerwartet, dass sie diesen Charakter des gewollten, aber leider nicht erreichten Tiefganges noch unterstützt. Vielleicht sind es zu viele schwerwiegende Probleme, die Sally Rippin in ihrem Roman einbauen wollte, vielleicht hätte sie sich auf eines beschränken sollen. So setzt das am Ende erwähnte Massaker vom Platz des himmlischen Friedens an tausenden chinisischen Oppositionellen dem ganzen eine traurige Krone auf und lässt den Leser leider irgendwie unbefriedigt zurück, weil die Hintergründe für solch ein krasses Ende dann doch fehlen und vorher nicht genügend beleuchtet wurden. „Shanghai Love Story“ ist kein schlechtes Buch, man kann es gut lesen und die Liebesgeschichte hat ebenso viele Höhen und Tiefen wie man sie nur erwarten kann, aber ein wirklich anderes Jugendbuch ist Sally Rippin damit leider nicht gelungen.
*Erschienen bei: Cbt*
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Autorin / Autor: mondkuesschen - Stand: 14. Juli 2011