Shelter
Autorin: Ursula Poznanski
Foto: Gaby Gerster | © Loewe Verlag GmbH
Benny und seine Freunde sind ziemlich genervt von dem stark esoterisch angehauchten Pärchen in ihrem Freundeskreis – Energie, Kristalle und Aura, vor nichts ist man bei den beiden sicher. Zeit, diesen Spinnern eine Lektion zu erteilen, sie ein wenig an der Nase herum zu führen und dann so richtig wach zu rütteln. Zu ihrem eigenen Wohl natürlich, dass sie in Zukunft auf Scharlatane und Verschwörungstheorien nicht mehr hereinfallen werden. Praktischerweise ist Liv, die Mitbewohnerin von Benny, eh gerade auf der Suche nach einem spannenden Thema für ihre Bachelorarbeit, und die Ausbreitung einer Verschwörungstheorie wäre ein super Forschungsgegenstand. Genauso schnell wie die Idee entstanden ist, ist sie auch schon in die Tat umgesetzt. Ein paar mysteriöse Zeichen an öffentlichen Orten, ein paar geheimnisvolle Posts von anonymen Accounts und schon ist die Verschwörung geboren. Anfangs wirkt das Publikum eher verwirrt, doch schon bald finden sich Anhänger, Fanatiker gar. Sie tragen die von Benny und seinen Freunden gestreuten Theorien weiter, schmücken sie aus und dichten Neues hinzu. Doch mit jedem Tag der vergeht, mit jedem neuen Post, der nicht aus ihrer eigenen Feder stammt, verlieren die jungen Forscher ein Stückchen mehr die Kontrolle über „ihre“ Verschwörung. Als Unbekannte beginnen, ihnen aufzulauern und sie zu verfolgen, wollen sie für Aufklärung sorgen – doch dafür scheint es bereits zu spät zu sein.
Meine Meinung
Ursula Poznanski hat bereits mit einer Vielzahl an Büchern bewiesen, dass sie weiß, wie man eine Geschichte erzählt, Spannung aufbaut und seine Leserinnen und Leser in seinen Bann zieht. Dies ist ihr meiner Meinung nach auch mit „Shelter“ wieder gelungen. Im Vergleich zu Erebos beispielsweise ist die Geschichte jedoch etwas schneller erzählt, geht etwas weniger in die Tiefe. Das sorgt für eine kürzere Lektüre, nicht jedoch für weniger Spaß beim Lesen.
Einen kleinen Dämpfer für mich persönlich hat das Ganze, da mich die Verschwörungstheorie rund um die Shelter doch sehr an die Welt erinnert, die Stephenie Meyer (ja, die Stephenie Meyer mit „Twilight“) in ihrem Roman „Seelen“ erschafft: Aliens von einem fremden Planeten kommen auf die Erde, friedlich angeblich, übernehmen dort Menschen als Wirte, ohne ihnen zu schaden. Zugang zu den menschlichen Körpern bekommen sie über den Nacken – die Parallelen sind für mich fast zu groß, um hier an einen Zufall zu glauben. Im Laufe der Geschichte tritt dies jedoch in den Hintergrund, und ich konnte mich ganz auf die Geschichte um Benny und seine Freunde einlassen. Die Auflösung am Ende war für mich nicht ganz stimmig, ich habe das Gefühl, dass Poznanski das auch schon besser hinbekommen hat. Das beschreibt auch meinen Eindruck von „Shelter“ insgesamt ganz gut: Durchaus ein lesenswertes Buch, spannend, unterhaltsam. Wer die Autorin jedoch kennt und mit entsprechend hohen Erwartungen an die Geschichte heran tritt, wird womöglich etwas enttäusch sein. Vielleicht hat Frau Poznanski ihre besten Ideen einfach schon alle erzählt.
*Erschienen bei Loewe*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 17. November 2021