"An anderen Menschen mag ich gerade das etwas Krumme, Verzogene, Unglatte".

Möglicherweise explodierende Trockner im Garten, ziemlich schräge Vögel und tiefsinniger Humor mit mutiger Musikliebe... und eine tödliche Krankheit.
Und die Frage: Wie leben wir unser Leben, wenn wir nicht mehr viel Zeit haben?

Katharina lebt mit ihrer Tochter Helli ein ziemlich ausgefülltes und interessantes Leben, insbesondere durch die leicht ungewöhnlichen Eigenschaften ihrer Tochter, genauso wie mit ihrem Partner Costas, der für seinen Beruf in einer anderen Stadt lebt und mit dem sie sich extra streitet, natürlich nur um sich dann wieder versöhnen zu können, was für sie eine Art ist, sich auch mal näher zu kommen.
Das Einzige, was sie nicht erzählt ist, dass sie krank ist und bald sterben wird.

Der Roman ist einmal ganz anders, sehr im Moment verwurzelt, mit viel Humor, Tiefe und gleichzeitig sogar Leichtigkeit, trotz des Themas. Es ist nicht dramatisch geschrieben wie viele Bücher und Filme zu dem Thema Krankheit und Tod und das macht den Roman so, so besonders. Dieser Humor in jeder Zeile auch für das alltägliche Leben und die ganzen lustigen Situationen zwischen Katharina, ihren Nachbarn (mit denen sie am Ende auf eine verrückte Tour aufbricht nach Hamburg um mit Costas zu sprechen), ihrer Tochter Helli, Costas, so vielen, macht Mareike Krügels Umgang mit dem Thema zu so einer Bereicherung.

Katharina ändert ihr Leben nicht radikal, sondern die Momente im Alltag lassen alles so leuchten, sie lebt, was ihr wichtig ist, durch den ganzen Roman und es gibt im Grunde nacheinander völlig verrückte Situationen und gerade dass das so ist, macht den Roman zu einem Schatz.
In den Worten von Katharina: "Wer behauptet, normal sei langweilig, ist vermutlich sehr jung oder in der Midlife-Crisis".

Neben Katharina selbst ist vor allem ihre Tochter durch den ganzen Roman eine wirklich tolle Persönlichkeit, die für alle möglichen Situationen sorgt, die vor schrägen Einfällen nur so glänzen. Ein Beispiel? Hier: "Alle paar Tage bekam ich einen Anruf, weil sie vom Klettergerüst gefallen war, sich eine Brechbohne in die Nase gesteckt oder bei dem Versuch, von einer Klokabine zur nächsten zu klettern, fast das Ohr abgerissen hatte".
Katharina bewundert ihre Tochter für ihre Fähigkeit, unbeeindruckt sie selbst zu sein, es wird durch Mareike Krügels Schreiben auch klar, dass sie sich keine Gedanken darüber macht, was andere denken.

Was das mit den Trocknern zu bedeuten hat?
Ein völlig normaler Alltag!
Aber lest selbst!

Zum Schluss noch das schönste Zitat:
"Fast alle Kinder finden sich schön. Sie lieben runde Bäuche und weiche Haut und sind stolz auf die bestechende Funktionalität ihrer Ausstattung.
Ihre Beine können laufen und springen, ihre Hände können basteln und winken, wie könnte man ihnen da unterstellen, nicht schön zu sein?".

Ein Roman wie eine ganze Schatztruhe!

*Erschienen bei Piper*