Sieben Minuten nach Mitternacht
Autoren: Siobhan Down/ Patrick Ness
Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da ich von einer Leseprobe eines anderen Buches von Siobhan Dowd begeistert war. Nun erfahre ich: Siobhan Dowd ist schon im Alter von 47 Jahren an ihrer Krebserkrankung gestorben, Patrick Ness hat den Auftrag bekommen, aus ihrem Exposé, den Charakteren und ihrem Anfang ein Buch zusammenzubauen. Gelungen ist ihm das. Vielleicht klingt die Zusammenfassung auf der Rückseite ein wenig… hm… der Leser mag sich fragen, ob er wirklich das richtige Buch in der Hand hält. Denn es geht um Monster.
Mit Monstern fängt auch das erste Kapitel an: Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Nach einem Albtraum liegt Conor wach im Bett und da hört er, wie jemand – oder etwas – seinen Namen flüstert. Und als er aus dem Fenster schaut, da sieht er, dass die Eibe vom Friedhof lebendig wird, sich erhebt und auf ihn zukommt. Aber Conor hat keine Angst vor dem Monster. Er sagt, dass er schon Schlimmeres erlebt hat, als ein Monster, dass sein Haus fast zum Einstürzen bringt und ihn zerquetscht. (Das war der Punkt, an dem ich mich ernsthaft gefragt habe, ob ich das richtige Buch in den Händen halte.)
Am nächsten Tag ist alles wie immer, seine Mutter liegt noch im Bett und schläft und Conor muss alleine das Frühstück richten und sich für die Schule fertig machen. Seine Mutter taucht erst auf, als Conor schon alles aufgeräumt hat. Sie hat einen kahlen Kopf. (In diesem Moment habe ich begonnen zu verstehen.)
Was ihre Krankheit bedeutet, das spricht Conor erst ganz am Schluss des Buches aus. Nachdem das Monster, dass immer sieben Minuten nach Mitternacht kommt, ihm drei Geschichten erzählt hat… nachdem Conor zu seiner verhassten Großmutter ziehen musste… seine Mutter wieder ins Krankenhaus kam… sein Vater aus Amerika zu Besuch anreiste… nachdem er das Wohnzimmer seiner Großmutter zerstört hat… nachdem er mit dem Monster einen Jungen krankenhausreif geschlagen hat, der ihn ignorieren wollte… nachdem er nicht bestraft wurde… nie bestraft wurde… nachdem er dem Monster seinen Albtraum erzählen musste… Erst dann schafft es Conor mit der Wirklichkeit klarzukommen. So schwer sie auch ist. Seine Mutter hat Krebs und kein Medikament kann mehr helfen. Und er hält die Situation nicht mehr aus, wünscht sich, dass alles vorbei ist.
Das Buch ist mit sehr vielen Bildern gefüllt, die sehr gut zur Stimmung passen und keineswegs an ein Bilderbuch erinnern lassen. Sie winden sich um die Worte, um die Geschichte. Ich weiß nicht, wie lange ich dafür gebraucht habe das Buch zu lesen, ich weiß nur, dass ich nur ein einziges Mal eine kleine Pause gemacht habe und dass ich insgesamt nicht länger als 3 Stunden gebraucht habe.
Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein gutes Buch. Mehr braucht man nicht sagen. Es sind ja auch nur schwarze Buchstaben auf weißem Grund – und manchmal weiße Buchstaben auf schwarzen Grund – die den Leser in einen anderen Menschen setzen, seine Gefühle verstehen lassen und zum Weinen bringen können. Ein gutes Buch. Und ja, Patrick Ness, Geschichten hören nicht bei denen auf, die sie schreiben.
*Erschienen bei: cbj *
Weiter >>
Autorin / Autor: islenski.hesturinn - Stand: 16. Juni 2011