Sind die Gartenvögel doch noch da?

NABU, NAJU und LBV rufen vom 12. bis 14. Mai zur dreizehnten „Stunde der Gartenvögel“ auf

Eichelhäher

Vom 12. bis 14. Mai veranstalten NABU, NAJU und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) die dreizehnte bundesweite „Stunde der Gartenvögel“. Naturfreund_innen in ganz Deutschland sind aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten, vom Balkon aus oder im Park zu beobachten, zu zählen und für eine gemeinsame Auswertung zu melden. Fast 45.000 Menschen hatten im vergangenen Jahr mitgemacht und aus knapp 30.000 Gärten insgesamt 1,1 Millionen Vögel gemeldet. Damit handelt es sich – gemeinsam mit der Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ – um Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion.

Die letzte große Vogelzählung bei der „Stunde der Wintervögel“ (6. bis 8. Januar) hatte bei vielen häufigen Arten einen mysteriösen Vogelschwund ergeben. Insbesondere bei allen heimischen Meisenarten, aber auch bei Kleiber oder Buntspecht wurde ein Drittel oder sogar um die Hälfte weniger Vögel festgestellt als in den Vorjahren. Die Vogelexperten des NABU vermuten eine aufgrund des milden Winters besonders geringe Zugneigung vieler Arten und damit fehlenden Zuzug von Artgenossen aus dem Norden und Osten als Hauptursache der extrem niedrigen Zahlen. Eine andere Erklärung ist ein besonders schlechter Bruterfolg vieler Arten im vergangenen Jahr. „In diesem Fall müssten nun auch bei der kommenden Stunde der Gartenvögel niedrige Zahlen festgestellt werden. Das wäre sehr besorgniserregend, insbesondere wenn sich dieser Trend in den kommenden Jahren fortsetzen würde“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

*Durchschnittszahl in unseren Gärten: 35 Vögel, 12 Arten*
Nach über zwölf Jahren können die Forscher des NABU erste deutliche Bestandstrends für den Siedlungsraum aus den gesammelten Daten ablesen. Die Gesamtzahl der Gartenvögel in einem durchschnittlichen Garten blieb mit etwa 35 Individuen von zwölf verschiedenen Vogelarten über die Jahre konstant. Damit geht es den Vögeln unserer Gärten und Parks wesentlich besser als den Vögeln unserer Agrarlandschaft, wo die meisten Arten abnehmen, manche Bestände sogar regelrecht zusammenbrechen.

Unter 57 bewerteten Vogelarten gab es 20 mit Bestandszunahmen, 13 mit Abnahmen und 24 mit stabilen Beständen. Unter den Gewinnern sind vor allem eigentliche Waldvogelarten wie Ringeltaube, Eichelhäher, Kleiber, Buntspecht, Gimpel und Kernbeißer. Sie profitieren vom wachsenden Alter der Baumbestände in unseren Dörfern und Städten. Auf der Verliererseite stehen dagegen vor allem typische Siedlungsarten wie Mehlschwalbe, Mauersegler, Hausrotschwanz oder Girlitz. Ihnen fehlen zunehmend Nistmöglichkeiten an Gebäuden aufgrund unbedachter Hausmodernisierungen sowie die wildkraut- und insektenreichen Strukturen bäuerlicher Dörfer.

Die beiden Flugkünstler Mauersegler und Mehlschwalbe leiden auch unter dem allgemeinen starken Rückgang an Fluginsekten. „Seit Beginn der Aktion haben sie kontinuierlich abgenommen. Die durchschnittlich pro Garten gemeldeten Zahlen waren im vergangenen Jahr um über 40 Prozent niedriger als noch 2006“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Die intensive und flächendeckende Verwendung von Insektengiften in der Landwirtschaft macht sich hier sogar bei typischen Siedlungsvögeln bemerkbar. Teilweise kommt Gift auch immer noch in Gärten und öffentlichem Grün zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund fordert der NABU eine echte ökologische Agrarreform und weniger Gift in der Landschaft sowie einen Verzicht auf Gift im Garten.

Für kleine Vogelexperten hat die NAJU die „Schulstunde der Gartenvögel“ (8. bis 12. Mai) ins Leben gerufen. Ein großes NAJU-Aktionspaket versorgt Gruppen und Klassen mit Zählkarten, mit dem NAJU-Klassiker „Vogelbüchlein für die Hosentasche“, einem Poster mit zehn häufigen Gartenvogelarten und ihren Besonderheiten sowie einem Begleitheft. Darin finden Gruppenleiter, Lehrer und Erzieher die Anleitung für eine Gartenvogel-Rallye mit spannenden Wissens- und Spielstationen, die mit wenig Aufwand überall im Freien durchgeführt werden können.

Quelle:

Was denkst du darüber?

Autorin / Autor: Pressemitteilung - Stand: 12. Mai 2017