Der Roman „Sleep – Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast“ von Lisa McMann ist 2013 im Baumhausverlag erschienen. Es ist der dritte Teil einer Serie, die sich um das Leben von Janie dreht, die eine Traumfängerin ist. Dadurch wurde sie schon vielen Gefahren ausgesetzt, hat viel Gutes getan aber steht jetzt vor einer schweren Entscheidung.
In diesem Band kämpft Janie vor allem damit, ein ganz normales Leben zu führen trotz ihres Traumfängerinnen-Daseins. Am liebsten wäre sie ein ganz normaler Teenager und würde gerne viel mehr Zeit mit ihrem Freund Carl verbringen. Doch dann erhält sie die Nachricht, dass ihr Vater im Koma liegt. Einen Vater, den sie noch nie gesehen hat und über den ihre Mutter nie sprechen wollte. Aufgewühlt durch sein Auftauchen verändert sich auch Janies Mutter. Als Jane ihren Vater im Krankenhaus besucht, wird sie in seine wirren Komaträume gerissen und hat Mühe, sich daraus zu befreien. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, um mehr über diesen fremden Mann zu erfahren und stellt fest, dass er ebenfalls ein Traumfänger gewesen ist. Neben dieser zusätzlichen familiären Belastung steht sie auch vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens, und sie hat niemanden, der ihr bei der Entscheidung helfen könnte.
Der dritte Roman enthält mehr als einen großen essentiellen Konflikt, den Janie zu bewältigen hat. Es sind keine oberflächlichen oder abenteuerlichen Konflikte, sondern mehr innerliche Probleme, denen Janie sich stellen muss. Die machen das Buch sehr interessant und auf einfache, verständliche Weise auch tiefsinnig. Es geht darum, was man aufgeben muss, um glücklich zu sein, oder was man aushalten sollte für die Liebe. Es sind sehr moralisch tiefgängige Fragen, denen McMann da auf die Spur geht und sind manchmal eine Spur zu dramatisch gehalten, was aber gut zu dem Buch passt und denen, die so etwas lieben garantiert gefallen wird.
Etwas anstrengend ist allerdings, dass Janie der festen Überzeugung ist, fast alle Probleme alleine lösen zu müssen und somit völlig ihren eigenen Gedanken ausgeliefert ist. Das passt zwar in gewisser Weise zu dem beschriebenen Charakter, ist für den Leser an manchen Stellen etwas anstrengend; vor allem in Bezug auf die Beziehung zu Karl. Ein wenig Kommunikationstraining könnte den beiden nicht schaden, dann würde Janie sich weniger alleine fühlen, und Karl, als wichtiger Bestandteil ihrer Überlegungen, hätte die Chance bei der Entscheidung mitzuwirken. Formal gesehen wäre es logisch gewesen und eine Chance, wenn die Beziehung nach der typischen Teenager-Romanze der ersten Bände weiter gereift wäre und sich zu einer erwachsenen und ausgewogenen Beziehung entwickelt hätte, vor allem angesichts der Ungewöhnlichkeit ihrer Verbindung sowie den schwierigen Aufgaben, die beide schon gemeistert haben bzw. noch vor sich haben. Dies ist nur in Ansätzen geschehen, was vor allen in den Problemen Janies begründet liegt, aus denen sie Karl ausschließt. Auch das ist Teil von Janies Charakter, verhindert aber den Entwicklungsaspekt. Karl bleibt meiner Meinung nach in diesem Roman generell etwas auf der Strecke und scheint nur als Überlegungspunkt in Janies Planungen für die Zukunft zu fungieren. Bei der Entscheidung, wie ihre Zukunft aussehen soll spielt Karl eine wichtige Rolle und ist mitunter Fixpunkt dieser Überlegungen, hat aber selbst dabei wenig zu melden. Dennoch wird sein Charakter als fester Part von Janies Leben weiter integriert und seine zuvorkommende und rücksichtsvolle Art machen ihn weiterhin sympathisch.
Insgesamt ist das Buch sehr spannend aufgebaut und besteht aus vielen wirklich emotionalen Momenten, die der Leser mit Janie gemeinsam empfinden kann. Das Buch kreist auch wie die anderen zuvor sehr um Janie und ihre persönlichen Angelegenheiten, ohne langweilig zu werden. Mit Janie hat McMann einen vielschichtigen Charakter geschaffen, bei dem es immer neue Facetten zu entdecken gibt und deren Leben nicht langweilig wird. Mit der Einführung ihrer Vergangenheit durch den Vater wird auch das Verhalten der Mutter näher beleuchtet, und somit erhält auch dieser Part von Janies Leben eine ganz besondere und vor allem neue Geschichte. Kaum einer der Charaktere in dem Roman ist einfach „gut“, einfach „böse“ oder einfach „irgendetwas“. McMann gibt jeder Figur eine ganz besondere Note, die sie sehr lebensnah erscheinen lassen.
Der Schreibstil des Buches ist wie auch bei den Bänden zuvor recht einfach, schlicht und sehr knapp, sodass man das Gefühl bekommt, dass die eher nüchterne Janie es direkt erzählen könnte. Dieser Stil stellt somit auch eine Beziehung zu den Figuren her, was eine Stärke des Romans ist.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen dass McMann mit dem dritten Teil eine würdige Fortsetzung der anderen Bände gelungen ist. Tiefsinnig, facettenreich und interessant setzt sich die Geschichte um Janie fort und kommt zu einem eigentlich doch recht überraschenden und emotionalem Ende.
*Erschienen bei: Baumhaus Verlag*
Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 4. April 2013