„Sodom – Utopia Gardens 1“ von Eva Siegmund ist ein sehr spannender Thriller. Titel wie auch Cover wissen zu überzeugen. Ich habe schon in ein paar Werke von der Autorin reingelesen, aber damit hat sie wirklich neue Maßstäbe gesetzt. Bekannt ist sie vor allem für Jugendliteratur, wagt mit diesem Band aber erste Schritte in die „Erwachsenenliteratur“.

Die Handlung ist schwer in Worte zu fassen, da man selbst nicht genau weiß, worum es geht, bzw. worauf sie abzielt. Erzählt wird diese von mehreren Protagonisten, wobei auch ein paar Nebencharaktere eine Stimme bekommen.
Das Setting dürfte wohl im Berlin der nahen Zukunft liegen. Wie es dazu gekommen ist, wird in diesem Band noch nicht näher erläutert. In diesen Zeiten ist es nichts Ungewöhnliches, sich durch Prothesen zu modifizieren. Dadurch kann man sich auch vielerlei tödliche Waffen, wie Sprunggelenke oder Klingen einbauen lassen.

Ausgangspunkt der Handlung ist, dass ein Cheater, ein modifizierter Krimineller, umgebracht wird und dessen Augen geklaut werden. Dadurch wird es auch für den Modder Dark, der diese entwickelt hat, gefährlich. Dark, der in Wahrheit das zierliche, außergewöhnliche Mädchen Raven ist, wird, weil sie eine Polizistin beklaut hat, zum Strafdienst in den „Käfig“, dem Polizeihauptquartier Berlins, verdonnert. Ihr Team besteht aus Birol, der den Mord an seinem Vater aufklären will und Laura, die ganz eigene Ziele verfolgt und sich deswegen als „Martha“ bei der Polizeistelle in Berlin quasi einschleicht. Ihre Freundin wurde umgebracht und sie will wissen von wem und warum. Ihr einziger Anhaltspunkt ist der Name Celik. Ein paar Nebencharaktere wie die Geschwister Ophelia und Othello, die eigene Unternehmen führen und sich bis aufs Blut hassen, sowie die Brüder die das Utopia Gardens leiten und ein paar Angestellte eben jener genannten, sind auch noch in die Ereignisse verstrickt.

Das Geschehen wird sehr spannend beschrieben und da man die ganze Zeit wissen will, was hier gespielt wird, fliegt man nur so durch die Seiten. Mit Informationen geht die Autorin allerdings sehr spärlich um. Die Charaktere sind auch undurchschaubar geblieben, wobei man die beiden Mädels Raven und Laura noch am besten kennen lernt. Raven finde ich generell sehr sympathisch und finde, dass sie eine faszinierende Protagonistin ist. Alle paar Seiten streut die Autorin ein paar Schnipsel ein, aber dadurch tauchen eher mehr Fragen als Antworten auf. Auch gegen Ende hin ist die Masse an Fragen überwältigend, auch wenn man langsam herausfindet, was hier wirklich gespielt wird. Gerade diese letzten Seiten fand ich unfassbar gut. Toll gelöst. Aber die ganzen Verstrickungen bekommt man nicht zu fassen. Man bleibt mit vielen Fragezeichen zurück und man möchte am liebsten sofort weiterlesen. Zum Glück erscheint bereits im März die Fortsetzung. Die Art, wie die Autorin schreibt, ist besonders. Wie sie alles in Worte zu fassen weiß, hat mich fasziniert. Aber ab und zu hätte es etwas deutlicher vonstatten gehen können.

Fazit: Ein faszinierend guter Schreibstil, interessante Geschichte mit gutem Tempo, aber etwas klarer und fokussierter hätte sich die Autorin ausdrücken dürfen, da man doch mit sehr vielen Fragen zurückgelassen wird.


*Erschienen bei Droemer Knaur*