Sturm
Autor: Christoph Scheuring
*Inhalt*
Mit Menschen hat die 17-jährige Nora keine guten Erfahrungen gemacht. Ihr Vater, ein Alkoholiker, verprügelt im Suff ihre Mutter. Eines Tages packt diese ihre Taschen und geht. Nora dagegen will den Kopf nicht einziehen. Stattdessen schlägt sie zurück.
Ab da ist Gewalt das Mittel, mit dem sie sich zu Wehr setzt. Gegen ihre Mitschüler wie den schmierigen Chefredakteur der Schülerzeitung, für die sie schreibt. Gegen Tierquäler wie den lüsternen Betriebsleiter eines Schlachthofs. Tiere sind Nora wichtig, denn nur von ihnen erfährt sie echte Zuneigung.
Nach einer ihrer radikalen Aktionen landet Nora schließlich vor Gericht und wird zu 300 Sozialstunden beim Verein „Ocean Watch“ verurteilt. Dieser setzt sich für Meerestiere ein und wird von der nur ein paar Jahre älteren Sarah geleitet, zu der Nora schon bald eine enge Bindung aufbaut. Sarah möchte, dass Nora die Arbeit der in Kanada lebenden Fischerfamilie Meinart kontrolliert. Die deutschen Auswanderer haben bei Fangquoten betrogen.
Sofort willigt Nora ein. Auf dem Schiff der Meinarts macht sie die Bekanntschaft des jungen Kapitäns Johan, Anfangs scheint dieser nur Verachtung für Nora übrig zu haben – genau wie sie für ihn. Doch als ein gewaltiger Sturm auf See ausbricht, kämpfen beide um ihr Überleben und lernen, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Sichtweisen auf den Tier- und Klimaschutz kein Feinde sein müssen.
*Fazit*
„Sturm“ ist der fünfte Roman des Journalisten Christoph Scheuring, der unter anderem für den Spiegel, Geo und die Bild-Zeitung schrieb. Scheurings Beruf merkt man dem Roman an: Er ist gut recherchiert und hat eine präzise, anschauliche Sprache. Witzig, wenn auch nicht gerade subtil, sind die Anspielungen auf bekannte Organisationen und Figuren wie „Sea Watch“ und „John Maynard“.
Thematisch ist die Handlung etwas anders gewichtet, als der Klappentext verspricht. Johan taucht erst etwa zur Hälfte des Romans auf. Davor geht es vor allem darum, Nora als Charakter zu definieren, was dem Autor auch recht gut gelingt. Ihre Entwicklung geschieht dann allerdings für meinen Geschmack viel zu schnell, wenn man bedenkt, in welch kurzem Zeitraum die Handlung spielt.
Gut finde ich hingegen Scheurings Umgang mit gängigen Themen aus Jugendromanen wie der Liebe. Man merkt, dass der Autor hier andere Wege geht und damit eine Botschaft verknüpft.
Das gilt auch für den titelgebenden „Sturm“, der gleich mehrere Bedeutungen hat. Mich hat der Roman zwar nicht weggeblasen, dennoch war er eine frische Brise im manchmal eintönigen Meer der Jugendbücher.
*Erschienen bei Magellan*
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Autorin / Autor: brotlose kunst - Stand: 05. Februar 2020