Succession Game -Willkommen im Escape Room. Du hast 60 Minuten
Autorin: Anika Beer
Es ist das Jahr 2054: Viele Entwicklungen, die sich heute bereits andeuten, sind weit fortgeschritten. Der Mensch und die fortschrittlichen Technologien, die er erschuf, sind enger zusammen gerückt und aus dem Alltag nicht mehr weg zu denken. Der Klimawandel, aber auch die Bemühungen ihn zu bekämpfen werden immer präsenter. So ist echter Kaffee inzwischen ein Luxusgut, und Getreidekaffee ist weit verbreitet.
Doch einige Dinge sind beständig: Zum Beispiel der Mensch und sein Drang, zu spielen, sich mit anderen zu messen und in den Wettbewerb zu treten. Als populäres Reality TV Format hat sich das „Succession Game“ hervor getan. Hierbei treten zehn Wettbewerber in einer Woche jeden Tag in verschiedenen Challenges an. Das können Escape Rooms, Rätsel, Geschicklichkeitsspiele oder auch physische Wettbewerbe sein. Nach jedem Tag scheiden Teilnehmer aus, bis am Ende der Champion Successor übrig bleibt.
Das Besondere: Alles findet im sogenannten „Game Ship“ statt, welches die Teilnehmer dank Augmented Reality mit besonderen Features und Funktionen wahrnehmen. Außerdem spielen die Teilnehmer als eine „Persona“, was ihnen bestimmte Fähigkeiten und Persönlichkeiten gibt. Und das Wichtigste: Das Ganze wird tagsüber live gestreamt, sodass ein Millionenpublikum das „Succession Game“ verfolgen kann.
Unter den Teilnehmern der aktuellen Staffel ist auch die Privatdetektivin Clue. Sie rechnet sich aufgrund ihrer Fähigkeiten als Ermittlerin recht gute Chancen aus. Obwohl sie natürlich während des Spiels nicht auf ihre Erinnerungen aus ihrem normalen Leben zurückgreifen kann – dies ist Teil des Spielens als Persona. Und doch hat Clue das Gefühl, dass es da etwas gibt das sie wissen müsste, das sie wissen sollte. Besonders wenn sie dem Sieger der letzten Jahre, Arc, begegnet, ist es als ob er etwas in ihr auslöst – und sie wohl auch in ihm. Gemeinsam versuchen die beiden, die Fassade des „Succesion Game“ zu durchblicken, und machen sich dabei nicht nur Freunde.
Meine erste Assoziation zu Beginn des Buches war die Serie „Squid Game“, die sich auf Netflix vor einer Weile großer Beliebtheit erfreut hat. Doch meine Befürchtung, hier eine ähnliche Version in Buchform vorzufinden, hat sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil.
Anika Beer nimmt sich wirklich viel Zeit und gibt sich unglaublich viel Mühe dabei, eine Welt für ihre Leser zu erschaffen, die absolut einzigartig ist. Auch wenn einzelne Elemente der beschriebenen Entwicklungen und Technologien womöglich heute schon denk- oder absehbar sind, ist die Art und Weise, wie Beer diese Ideen ausführt und zu Ende denkt wirklich etwas Besonderes. Sie macht die, bzw. eine Zukunft greifbar und hat in mir eine echte Faszination ausgelöst.
Die Charaktere des „Succesion Game“ bewegen sich durch diese Zukunft wie durch einen Urwald, der teilweise ihre Wege und ihr Handeln lenkt – den sie aber auch selbst beeinflussen und wenn nötig „zurechtstutzen“ können. Die verschiedenen Handlungsstränge gehen wunderbar Hand in Hand und ergänzen sich, ohne zu sehr in Konkurrenz zueinander zu stehen. Die gesamte Geschichte liest sich angenehm und flüssig, und ich persönlich hatte sehr viel Freude beim Lesen.
Daher von mir eine absolute Empfehlung: „Succession Game“ ist ein wirklich unterhaltsames Buch, das neuartige Elemente mit bekannten Themen kombiniert, und so eine fesselnde Erzählung entstehen lässt.
*Erschienen bei Piper*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 31. Oktober 2022