The Twin - Geliebtes Schwesterlein
Autorin: Natasha Preston
Übersetzt von Gabriele Haefs
Ivy und Iris sind eineiige Zwillinge, haben sich aber nie so richtig nahegestanden. Seit der Trennung ihrer Eltern vor sechs Jahren lebt Ivy bei ihrem Vater, Iris bei ihrer Mutter und abgesehen von ein paar gegenseitigen Besuchen haben die Schwestern kaum miteinander zu tun. Als ihre Mutter jedoch unerwartet verstirbt, zieht Iris wieder zurück zu Ivy und ihrem Vater. Es ist eine schwierige Situation und sowohl die Schwestern als auch ihr Vater haben alle so ihre Probleme damit, sich damit zu arrangieren.
Während Ivy sehr um ihre Mutter trauert, zeigt Iris dahingehend keinerlei Gefühlsregung und ist auch sonst sehr kalt und abweisend. Weil Ivy aber möchte, dass Iris sich in ihrem neuen Zuhause wohlfühlt, bemüht sie sich sehr um sie - und tatsächlich scheint Iris langsam aufzutauen. Bald schon versteht sie sich super mit Ivys Freunden, besucht dieselben Kurse wie ihre Schwester und scheint Ivy auch sonst in vielerlei Hinsicht sehr nachzueifern.
So sehr, dass es Ivy irgendwann schon beinahe unheimlich wird. Immer mehr bekommt sie den Eindruck, dass Iris ein seltsames Spiel spielt - doch niemand in ihrem Umfeld scheint das ebenso zu sehen. Im Gegenteil. Ivy spürt, dass Iris nach und nach all ihre Freunde gegen sie aufbringt und auch sonst geschieht mit einem Mal ein Unglück nach dem anderen in Ivys Leben. Doch kann ihre eigene Schwester es wirklich darauf abgesehen haben, ihr Schaden zuzufügen? Und wenn ja - wieso?
Meine Meinung
„The Twin - Geliebtes Schwesterlein“ von Natasha Preston war ein Buch, auf das ich mich anhand des Klappentextes sehr gefreut habe, und ich wurde - zumindest in mancherlei Hinsicht - nicht enttäuscht! Es gibt zwar auch Einiges zu bemängeln, aber dazu später mehr. Zunächst einmal zu den positiven Aspekten. Natasha Prestons Schreibstil gefiel mir unglaublich gut! Schon ab den ersten Sätzen klebte ich förmlich an den Seiten, und es war während des gesamten Leseprozesses schwer, mal mit dem Lesen aufzuhören. Tatsächlich habe ich das Buch nur mal beiseite gelegt, damit es nicht ganz so schnell vorbei ist. Von Anfang an war eine Spannung da, die sich durch das gesamte Buch zog. Man hatte irgendwie direkt ein ungutes Gefühl, das einen konstant begleitete, auch gleich zu Anfang, als im Grunde noch gar nicht viel passiert war.
Iris' Entwicklung von der grantigen, wortkargen und verschlossenen Schwester zu dieser unheimlichen Person mit zwei Gesichtern war wirklich eindrücklich und ich persönlich habe sehr mit Ivy gelitten. Allerdings geht da das Problem auch schon los. Ivy leidet sehr, aber meiner Meinung nach teilweise aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Bevor Iris zu Ivy zieht, ist Ivy eine Spitzenschülerin, hat einen liebevollen Freund und tolle beste Freundinnen. Sie ist zuverlässig und strebsam. Sie gilt als die vernunftbegabte Schwester, Iris als die emotionale. Deshalb hat es mich doch gewundert, wie wenig Glauben Ivy von ihrem Umfeld geschenkt wurde. Niemand wird stutzig, dass alles sich plötzlich verändert, seit Iris da ist. Es muss Ivys Schuld sein.
Ivys sogenannte beste Freundinnen verhalten sich meiner Meinung nach auch von Anfang an überhaupt nicht so, wie sie zuvor beschrieben wurden. Ivy lässt den Leser wissen, dass sie mit ihnen immer offen über alles sprechen kann und sie einander stets verteidigen. Für eine so enge Freundschaft lassen die beiden sich viel zu früh viel zu sehr von Iris manipulieren, ohne auch nur irgendetwas davon wirklich infrage zu stellen oder Ivy wenigstens einmal richtig Gehör zu schenken. Niemand findet es wirklich seltsam, dass Iris, die Emotionale, kein Stück um ihre Mutter weint, doch Ivy wird für ihre emotionalen Ausbrüche sofort verurteilt. Der Vater handelt ähnlich - während er Ivy viel besser kennt, da diese rund um die Uhr bei ihm gewohnt hat, schlägt er sich doch auf Iris' Seite - für mich kaum nachvollziehbar.
Das waren Punkte, die mir den Lesespaß ein bisschen getrübt haben. Leider hat mir das Buch auch relativ früh zu Beginn einen Verdacht bezüglich des Endes beschert, der sich dann auch bestätigt hat. Da hätte ich mir einen noch größeren Twist gewünscht, etwas, mit dem man so gar nicht gerechnet hätte. Generell fand ich das Ende recht unbefriedigend, da mein Gerechtigkeitssinn sich etwas anderes gewünscht hat. Immer mal wieder sind im Buch leider auch Fehler zu finden. Wörter fehlen, sind falsch geschrieben oder das falsche Wort ist benutzt worden.
Bei mir wirkt sich das leider immer ein wenig darauf aus, wie „professionell“ ein Buch daherkommt. Es hatte dadurch ein wenig den Anschein, als hätte man kaum noch Zeit bis zur Veröffentlichung gehabt und sich gesagt: „Ach egal, das lassen wir jetzt so.“
Schade, denn die Handlung an sich hat mir ehrlich richtig gut gefallen, hätte aber wohl noch einen Feinschliff benötigt. Dennoch halte ich das Buch für sehr lesenswert und habe mich schon ertappt, wie ich ein paar Freund_innen gegenüber davon geschwärmt habe - und das zeigt, dass es mich im Grunde doch sehr begeistert hat.
*Erschienen bei cbt*
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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 17. Dezember 2021