Über die Berge und über das Meer

Autor: Dirk Reinhardt

Ein Roman über Flucht, Sehnsucht und Hoffnung – das ist „Über die Berge und über das Meer. Er erzählt die Geschichten von Soraya und Tarek, zwei jungen Menschen aus Afghanistan, die beide aus ihrem Heimatland fliehen müssen.
Soraya, die als siebte Tochter ihrer Familie traditionsmäßig als Junge aufwuchs, wartet jedes Jahr auf Tarek, der zum wandernden Volk der Kuchi gehört und der mit seiner Familie einmal jährlich in ihr Dorf kommt. Zu ihm hat sie eine besondere Verbindung.

Als jedoch sowohl Soraya als auch Tarek ins Fadenkreuz der Taliban geraten, schicken ihre Familien sie auf getrennten Wegen aus Afghanistan fort.
Schlussendlich haben aber beide ein gemeinsames Ziel: Es nach Deutschland zu schaffen, denn dort gibt es keinen Krieg und alles soll so viel besser sein.
Der Leser begleitet fortan Soraya und Tarek auf ihren gefährlichen, beschwerlichen Reisen und teilt stets deren Hoffnung, dass sie ihr Ziel erreichen und sich eines Tages vielleicht auch wiedersehen können.
Reinhardt setzt in seinem Roman nicht auf Mitleid oder große, romantische Gefühle – er zeichnet ein Bild von Stärke, Überlebenswillen und löst im Leser Bewunderung dahingehend aus, was ein Mensch alles ertragen kann, wenn er ein Ziel vor Augen hat.

Die Sprache ist nicht blumig oder dramatisch, sie wirkt manchmal fast sachlich, beinahe wie ein bloßer Bericht der Ereignisse, doch es liest sich trotzdem angenehm und spannend.
Reinhardt adressiert ein brandaktuelles Thema, mit dem sich meiner Meinung nach immer noch viel zu wenig Menschen auseinander setzen.
Soraya und Tarek kommen vielleicht nicht aus dem „klassischen“ Kriegsgebiet, in dem täglich Bomben fallen, doch auch sie werden bedroht und ihr Leben ist keinesfalls ein sicheres. Es ist nachvollziehbar, warum sie ihre Heimat und ihre Familien zurücklassen. Äußerst eindrucksvoll ist auch die Karte, die in das Innere des Buchdeckels gedruckt ist und die Wege der beiden zeigt.
Die Tatsache, dass die Erlebnisse der beiden auf den Erfahrungsberichten wirklicher Flüchtlinge, mit denen Reinhardt gesprochen hat, beruhen, macht den Leseeindruck noch um Einiges eindringlicher. Mich hat es sehr zum Nachdenken angeregt.

Wer sich dafür interessiert, woher Flüchtlinge kommen, was ihnen auf ihrem Weg in ein sichereres Leben alles widerfährt, und wie es sich anfühlen kann, schließlich in einem fremden Land leben zu wollen, für den ist „Über die Berge und über das Meer“ eine ganz klare Empfehlung. Aber auch, wer von anderen Kulturen und einer ganz wunderbaren Freundschaft lesen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.


*Erschienen bei Gerstenberg*

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    Autorin / Autor: Sarah - Stand: 17. September 2019