Umwelt schlägt Wohlstand
Studie: Was bewegt die Deutschen?
Was glaubt ihr ist für die Deutschen wichtiger? Ihre gesellschaftliche Stellung, wie viel sie verdienen oder das Wohlergehen der Umwelt? Ob ihr´s glaubt oder nicht: Für die Deutschen ist ökologische Nachhaltigkeit weitaus wichtiger als wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Wohlstand. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine repräsentative Studie, die an der Humboldt-Universität zu Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Für die Studie wurden in Deutschland über 1.500 TeilnehmerInnen befragt, die repräsentativ für die Wahlberechtigten - also über 18 - sind. Etwas mehr als die Hälfte (51 %) der Befragten war weiblich und das Durchschnittsalter lag bei 42 Jahren. Untersucht wurden allgemein gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Fragen in insgesamt 16 Themengebieten, die von lokaler (z. B. Kriminalität und öffentliche Sicherheit) bis hin zu globaler (z. B. globale Sicherheit) Bedeutung reichen. Die Umfrage erfasste Angaben der TeilnehmerInnen zu ihrer politischen Meinung und zum Wahlverhalten, zu Glaubensfragen und -praktiken, zur Spendenbereitschaft und zu ehrenamtlichen Tätigkeiten. Die Befragten sollten außerdem ihre Zufriedenheit sowohl allgemein als auch im Verhältnis zu ihren Lebensumständen bewerten. Sie bewerteten ihre Zufriedenheit sowohl mit ihrer unmittelbaren persönlichen Situation (Schule, Arbeitsplatz) als auch auf gesellschaftlicher Ebene (Politik).
Einige Ergebnisse waren für die Forscher vorhersehbar, allerdings führten einige Antworten auch zu völlig überraschenden Erkenntnissen. Dominiert wurde die Studie durch das Ergebnis, dass die lokalen Themen für die meisten wichtiger sind als die globalen Themen. Die Deutschen machen sich eindeutig mehr Gedanken über Fragen, die sie selbst und ihre örtliche Gemeinschaft sowie ihre persönlichen Rechte und Freiheiten betreffen. Überrascht sind die Studienautoren darüber, dass alle mehr oder weniger diese Vorliebe teilen. „Wir hätten erwartet, dass sich Reich von Arm, Alt von Jung sowie Männer von Frauen unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass dies weniger als erwartet der Fall ist. Wichtiger ist, dass vorhandene Präferenzen mit der politischen Orientierung der Menschen zusammenhängen“, sagt Prof. Dr. Joachim Schwalbach, Leiter des Instituts für Management an der Humboldt-Universität zu Berlin, das die Studie für Deutschland mit durchgeführt hat.
Das wohl überraschendste Ergebnis der Studie besteht darin, dass für die Deutschen ökologische Nachhaltigkeit von weit größerer Bedeutung ist als wirtschaftlicher und sozialer Wohlstand - und zwar sowohl aus individueller als auch nationaler und globaler Perspektive.
„Insgesamt geben die Ergebnisse einen nuancierten Einblick in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Präferenzen der deutschen Bevölkerung. Sie liefern Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern, Politikern und zivilgesellschaftlichen Organisationen wertvolle Informationen für die Entwicklung ihrer Zukunftsstrategien“, sagt Joachim Schwalbach.
Die Studie ist Teil eines mehrjährigen, internationalen Projekts, das vom Australien Research Council (ARC) unterstützt wird und gemeinsam vom Institut für Management der Humboldt-Universität, der University of Technology in Sydney, der Melbourne Business School und der Universität Hamburg durchgeführt wurde. Das Projekt ist eine Fünf-Jahres-Studie zu den Charakteristika von Personen, die zivilgesellschaftliche Organisationen durch Geld oder Zeit unterstützen.
Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 5. Dezember 2012