Ungerecht geht gar nicht!
Studie sieht Gerechtigkeit als Triebfeder für ehrenamtliches Engagement
Was treibt diejenigen an, die freiwillig und unbezahlt Hunde ausführen, in Altenheimen vorlesen oder Müll aufsammeln? Wer sich ehrenamtlich engagiert, möchte damit vor allem einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit leisten und etwas tun, was im Einklang mit seinen eigenen Werten steht. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsch-schweizerische Studie zu den Motiven von Freiwilligenarbeit, welche der Lehrstuhl für Sozial- und Organisationspsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) gemeinsam mit Wissenschaftlern der ETH Zürich durchgeführt hat.
Für das Projekt befragten die WissenschaftlerInnen über 2000 Versuchspersonen in beiden Ländern, die in unterschiedlichen Feldern des freiwilligen Engagements unterwegs waren: Politik, Umwelt, Sport, Bildung etc.
Über alle Felder hinweg zeigte sich einheitlich, dass viele Menschen zu einem freiwilligen Engagement bereit sind. Ob sich jemand tatsächlich engagiert oder nicht, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. „Diese sind in Deutschland und der Schweiz ähnlich und unterscheiden die Engagierten deutlich von den nicht-freiwillig Engagierten: In allen Studien erwies sich das Bestreben wichtig, durch die eigene unbezahlte Arbeit einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit zu leisten und etwas zu tun, was in Einklang mit den eigenen Werten steht.“
Dabei gehe es nicht nur um ein kühles Abwägen verschiedener Gerechtigkeitsargumente, sondern auch um erlebte Gefühle. „An erster Stelle steht dabei das Erleben von Empörung angesichts wahrgenommener Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft“, erklären die ForscherInnen. Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe weiterer Beweggründe, die sehr vielfältig seien: neue Erfahrungen durch das eigene Engagement, Abwechslung, neue Kontakte oder auch Vorteile für die eigene Karriere. Doch diese Beweggründe sind offenbar weniger wichtig im Vergleich zum Willen, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen und Gerechtigkeit im jeweiligen Bereich zu fördern. Unterschiede im deutsch-schweizerischen Ländervergleich stellten die ForscherInnen ebenso fest, obwohl die Demokratieformen und die Verankerung freiwilliger Engagements im (politischen) Alltag zwischen den Ländern deutlich unterschiedlich sei.
„Um Menschen zu gewinnen, sich freiwillig zu engagieren, sollte daher der Blick auf bestehende Ungerechtigkeiten gerichtet und ein Nachdenken darüber gefördert werden, welche Werte im eigenen Leben zählen“, resümieren die PsychologInnen. Darüber hinaus mache es Sinn, auch die anderen vielfältigen Vorteile zu betonen, die von freiwillig Engagierten als wichtige Beweggründe für ihr Engagement angesehen würden.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 2. Dezember 2013