Verführerisches Fingerfood

Forschung: Mit den Fingern essen, erhöht den Genuss - zumindest bei Menschen mit hoher Selbstkontrolle

Kleine Kinder machen es vor: Essen mit den Händen begreifen ist ein sinnliches Erlebnis, das Spaß macht. Es kann auch bei Erwachsenen den Genuss erhöhen. Das zumindest meinen Wissenschaftler_innen des Stevens Institute of Technology um Adriana Madzharov, die schon seit längerem untersuchen, welche kleinen Tricks Lebensmittel intensiver schmecken oder attraktiver erscheinen lassen. Sie hatten unter anderem schon herausgefunden, dass aromatisierte Erdbeercreme mehr nach Erdbeeren schmeckt, wenn sie aus einem weißen Behälter serviert wird, und auch der Kaffeegeschmack von einer weißen Tasse mehr profitiert als von einem durchsichtigen Gefäß.

Nun hat sich Madzharov damit beschäftigt, was es mit uns macht, wenn wir Essen anfassen dürfen. In einem Experiment ließ sie zwei Gruppen Käsehäppchen probieren - mal mit einem kleinen Spieß, mal mit den bloßen Händen. Die Testpersonen wurden außerdem zu ihren Essgewohnheiten befragt. Bevor sie den Käse aßen, entdeckten die beiden Gruppen keinen besonderen Unterschied. Nach dem verzehr aber zeigte sich, dass Personen, die grundsätzlich eine hohe Kontrolle über sich haben und ihre Essgewohnheiten üblicherweise streng im Griff haben, mehr aßen und den Geschmack als würziger beschrieben, wenn sie den Käse mit der Hand hatten anfassen dürfen.

In einem zweiten Experiment mit Donuts, die auf unterschiedliche Weise serviert wurden, bestätigte sich der Befund. Wer Hand anlegte, konnte den Verzehr mehr genießen. Auch hier galt es allerdings nicht für alle Teilnehmer_innen, sondern für die, die entweder grundsätzlich eher eine gute Selbstkontrolle haben oder solche, denen eine solche zuvor eingeredet worden war. Einigen wurde nämlich im Vorfeld gesagt, sie sollten sich vorstellen, streng Diät zu halten und besonders auf ihre Essensauswahl zu achten. Ob die Selbstkontrolle nun real war oder nur suggeriert wurde, wer eigentlich kontrolliert war oder sein wollte, ließ sich von den Händen verführen, mehr zu naschen und das auch als geschmacksintensiver zu erleben.

Was lernen wir aus dieser Forschung? Dass vor allem Figurwächter_innen durch Fingerfood zu genussvollen Erlebnissen gebracht werden können, und dass das Anfassen von Nahrungsmitteln offenbar das sinnliche Erlebnis für manche Menschen verstärken kann. Wer sich so oder so leicht von Leckereien verführen lässt, für den ist es egal, ob mit Händen oder Messer und Gabel.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung