Wer auch immer nach einer sowohl entspannenden als auch tanzbaren Musik mit Tiefgang in den Texten sucht, liegt mit diesem Album absolut richtig!
Als Siebenjährige malte die heute 24-Jährige Gesichter auf Bäume, die gefällt werden sollten, um zu zeigen, dass auch sie Lebewesen sind. Noch heute stehen diese Bäume in ihrem Heimatdorf. So willensstark, kreativ und geistreich ist sie auch bei der Produktion ihres Debütalbums herangegangen:
Via Crowdfunding, um sich ihre künstlerische Unabhängigkeit zu bewahren, hat sie innerhalb kürzester Zeit zusammen mit ihren Musikerkollegen die Summe fürs Album zusammengekriegt. Ihr Vater, Jazzpianist, hat ihr wohl diesen Idealismus und ihre schier grenzenlos erscheinende Phantasie mitgegeben. Und die Stimme, ganz klar, hat sie wohl von ihrer Mutter geerbt, einer Chanson-Sängerin, sodass sie mit beiden bereits als Kleinkind weltweit auf Tour war und die Abtenteuer und Vielfalt der künstlerischen Welt genießen konnte, die nur diese zu bieten weiß. Und auf der Heimfahrt schlief sie im Tourbus
dann selig im Keyboard-Case ihres Vaters. Dass sie Oldies und die Hits der letzten 60 Jahre im Kopf und in der Stimme hat, verwundert da nicht.
Mit 12 hat sie ihre ersten Versuche gestartet, Autobiographisches mit bestehenden Songs anderer Künstler zu kombinieren und dabei auch vor Opern und Orchester-Begleitung nicht halt gemacht.
Es gibt wohl keinen Musikstil, den sie nicht schon ausprobiert und gesungen hat, was man auch dieser CD anmerkt, denn die Leichtigkeit, mit der sie von klassisch über Folk in Pop und Indie-Rock zu harten Gitarrenriffs wechselt und mal wieder zurück, ohne dass sie in stimmliche Dissonanzen gerät, ist beeindruckend. Für Vivie Ann gibt es keine Grenzen und recht hat sie: Warum sich selber welche setzen?
Das versuchen andere schließlich schon zur Genüge. Dass dahinter auch eine klassische Ausbildung steckt und viel Bühnenerfahrung als Sängerin, tut der CD keinen Abbruch, im Gegenteil: Es zeigt sich, dass ein gutes klassisches Rüstzeug Wegbereiter für mehr sein kann...
Ihren Traum, als Singer-Songwriterin eine CD mit eigenen Kompositionen und Texten auf den Markt zu bringen, hat sie sich nun mit dieser CD erfüllt, möchte aber hier nicht Halt machen, sondern wünscht sich: "Mich bewegt, wie Songs Menschen berühren können. Ich habe von Anfang an davon geträumt,
mit meiner eigenen Musik Emotionen zu wecken und Menschen zu berühren. Träume sind unser Antrieb und ich lasse mir den Traum vom Musikmachen nicht nehmen."
In Englisch singt sie, weil die Sprache weicher, bildhafter und ausdrucksstärker ist als Deutsch. Und weil sie - ganz Künstlerin und Managerin - so überall auf der Welt Gehör finden kann. Und dass sie sich und ihre Songs weiß Gott nicht verstecken muss, das beweist sie schon mit ihrer ersten CD!
Diese ist nicht nur optisch harmonisch bis ins Kleinste abgestimmt, nein, die Texte brillieren mit wunderschönen Metaphern, geistreichen Inhalten und Lebensweisheiten, die Melodien mit hinreißend schöner Musik, die an eine Mischung aus DIDO, The Corrs (viel Violine, Viola und Cello, aber auch hell klingendes Xylophon) und - in ihrer ehrlichen und dramatisch-packenden, lauten und temporeichen Art - an die Gruppe Boss Hoss erinnert.
Dabei kann sie ebenso mit Leichtigkeit zart hauchen, gefühlvoll daherkommen wie kräftig mit Tempo singen. Ihr Ausdruck und ihre stimmliche Klangfarbe sind facettenreich und wecken Lust auf mehr (CDs). Diese CD besticht darüber hinaus durch ihre Vielfalt, die wie spielerisch dahingemalt zu sein scheint und der man nicht anmerkt, dass dahinter viel Arbeit stehen muss. - Oder doch mehr Vergnügen an der Sache selbst?
Die insgesamt 11 Songs sind allesamt hörenswert, viele darunter die reinsten Ohrwürmer und sicherlich bald auch in den Charts zu finden. Sie hat sich hierbei von der Natur und dem Leben inspirieren lassen, dabei ein Werk geschaffen, das anmutig, voller Feingefühl und lieblich-zart und voller Eleganz wie eine Blume, aber auch voll Stärke und Stolz, mit Ecken und Kanten, geschmeidig-glatt, aber auch kratzig und laut zugleich ist - wie ein Tiger es sein kann. Sie sagt selbst darüber: " Das Album ist mir sehr ähnlich. Es ist mal laut, mal leise, mal kantig, mal glatt, mal kratzig, mal weich. Ich war schon immer ein melancholischer, aber fröhlicher und hoffnungsvoller Mensch. Diese Dynamiken finden sich auch in meinen Songs wieder."
Sie ist jetzt noch ein Geheimtipp, aber m. E. bald nicht mehr, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, wie schön klar, hell bis kräftig und mitreißend schön ihre Stimme ist - und die Musik, die perfekt mit ihr harmoniert. Ihr melismatischer Gesang zeugt von ihrer Klangqualität und ihrer Ausdrucksstärke. "Chew It", Mother´s Heart" und "All Is Well" gehören zu den emotional sehr berührenden Songs. Mir persönlich gefallen Sequenzen wie "My oh my" so gut, dass dahinter fast der ganze Song verblasst, da sie mit wenigen Worten, wie z. b. bei "Rose Coloured Glasses" mit "Glasses"
bereits ihre große Stimmfähigkeit unter Beweis stellt. Eine Sängerin, die wie Ed Sheeran oder Craig David locker das Telefonbuch runtersingen könnte, oder auch eine Pizzakarte, und alle würden ihr das Album aus den Händen reißen! Wer auch immer nach einer sowohl entspannenden als auch tanzbaren Musik mit Tiefgang in den Texten sucht, liegt mit diesem Album absolut richtig!
Autorin / Autor: Roswita Jakopcevic - Stand: 17. Mai 2017