Sie hassen sich, wenn sie miteinander reden. Und sie lieben sich, wenn sie sich berühren. Niemand hat die 21-jährige Studentin Ronia bisher so fasziniert wie der rebellische Jan, der keine Konventionen kennt. Ronia und Jan kommen aus völlig verschiedenen Welten und fühlen sich doch magisch voneinander angezogen. Auch wenn Ronia zunächst dagegen ankämpft, es ist zwecklos, sie kann sich dem rätselhaften Jan nicht entziehen. Da sie jedoch einige bittere Enttäuschungen hinter sich hat, möchte sie diesmal alles anders machen: keine Träumereien, keine Versprechen, keine Liebesschwüre, sie will die Zügel in der Hand behalten. Und so beginnt ein hochexplosives, hingebungsvolles und nervenaufreibendes Spiel.
*Meine Meinung*
Gleich zu Beginn erwartet einen ein Prolog, der wohl kaum schöner formuliert sein und kaum treffender auf die Geschichte einstimmen könnte. Die Stimmung im folgenden Kapitel ist jedoch erst einmal etwas gedämpft, da unsere Protagonistin Ronia alles andere als glücklich zu sein scheint. Im Gegenteil, sie ist zutiefst traurig und total niedergeschlagen. Aber das wäre wohl jeder, der an Weihnachten von seinem Freund verlassen worden wäre. Anstatt sich jedoch ihrem Liebeskummer hinzugeben, muss sie gute Miene zum bösen Spiel machen und die Weihnachtsfeierlichkeiten in der Kirche über sich ergehen lassen, schließlich wird von ihr als Pfarrerstochter nichts anderes erwartet. Später am Abend, als sie mit ihrem besten Freund Jonas, noch in einen Club geht, bleibt ihr Blick an einen ziemlich gutaussehenden und geheimnisvollen jungen Mann hängen, der ihr von da an nicht mehr aus dem Kopf geht, obwohl es besser wäre wenn sie um Jan einen großen Bogen machte. Sie kann und möchte sich aber nicht von ihm fernhalten. Und Jan scheint es genauso zu gehen.
Nach dem Klappentext erwartet man eine typische New Adult Liebesgeschichte. Junges, braves Mädchen verliebt sich in den größten Bad Boy der Stadt und auch er kann seine Finger nicht von ihr lassen, was zu meiner Überraschung aber nicht der Fall war. Ronia und Jan haben von Anfang an eine ganz besondere Beziehung zueinander. Es kommt einem so vor als würden sich die zwei schon ewig kennen. Allerdings ist es auch nicht so, dass die Liebesgeschichte zwischen Ronia und Jan einzig und alleine im Vordergrund steht.
Frau Belitz geht es in ihrer Geschichte um weitaus mehr: um Freundschaft, Familie, Vertrauen, den Mut über seinen Schatten zu springen, sich seinen Ängsten zu stellen, selbst wenn einem Aufgeben leichter erscheint oder man sicher gehen möchte, nicht verletzt zu werden. Sie zeigt auch, dass man seine Träume trotz eines Rückschlags nicht aus den Augen verlieren, sondern im Leben auch mal etwas wagen sollte. Und diese Vielfältigkeit, verleiht ihrem Buch Tiefe und eine eigenen ganz individuelle Note, was mir unheimlich gut gefallen hat.
Man kann sich einfach fallen und von der Worten der Autorin treiben lassen. Man liest weiter und ist gespannt wie es mit Ronia und David weitergehen wird, denn die Handlung ist zu keiner Zeit vorhersehbar. Besonders zum Ende hin gibt es einige Überraschungen und unerwartete Wendungen.
Mit Ronia hatte ich wirklich so meine Probleme. Zwar konnte ihre Unsicherheit, ihre Ängste und Zweifel nachvollziehen, auch ihre Entscheidung sich von nun an nicht mehr mit all ihren Gefühlen und Emotionen auf einen Mann einzulassen, konnte ich total gut verstehen, aber ihr Verhalten war mir größtenteils nicht nachvollziehbar. Vor allem ihre Entwicklung ab der Mitte des Buches hat mir ganz und gar nicht gefallen und etwas von meinem Lesespaß genommen. Ihre Welt dreht sich nur noch um Jan, ohne ihn scheint sie gar nicht mehr leben zu können. Ihre Freunde und Familie verliert sie durch diese „Abhängigkeit“ hingegen fast vollständig aus den Augen. Im letzten Drittel wird es dann um einiges besser und wir lernen eine stärkere, selbstbewusstere Seite von ihr kennen.
Jan ist ein sehr interessanter, facettenreicher und spannender Charakter, der sich in eine ganz andere Richtung entwickelt hat als ich es mir vorgestellt habe. Man erfährt zwar nicht übermäßig viel von ihm, aber das, was man erfährt, reicht dafür aus, dass ich sagen kann, dass ich ihn und seine Art mag. Auch seine Einstellung dem Leben gegenüber hat mir wirklich gut gefallen. Er ist für Ronia nicht nur eine wichtige Stütze, sondern er bringt ihr auch bei, dass sie sich nicht immer allzu viele Gedanken machen, sondern ihr Leben einfach leben und genießen soll. Außerdem zeigt er ihr, dass das persönliche Glück von nichts und niemandem abhängig ist.
*Mein Fazit*
„Vor uns die Nacht“ von Bettina Belitz lässt sich nur schwer in Worte zu fassen, da die Geschichte mit keiner anderen zu vergleichen ist. Sie ist anders, verwirrend, gleichzeitig aber auf ihre Weise so schön. Anders wie bei den meisten Liebesgeschichten besteht zwischen Ronia und Jan von Anfang an eine ganz besondere Beziehung zueinander, die fasziniert und fesselt, sodass man einfach weiterlesen möchte – vor allem da die Handlung zu keinem Zeitpunkt irgendwie vorhersehbar ist. Man muss sich einfach überraschen lassen was als nächstes passiert. Besonders hervorzuheben ist auch noch der tolle, ja fast poetische Schreibstil der Autorin. Insgesamt war dieses Buch nicht ganz perfekt, da es ein paar Kleinigkeiten gab die mich gestört haben, doch ich würde es trotzdem weiterempfehlen!
*Erschienen bei Script5*
Autorin / Autor: riina - Stand: 20. März 2014