Warum das blinde Huhn auch mal Körner findet
Vögel können Magnetfelder sehen
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn - und jetzt werden wir gleich wissen wieso! Vögel orientieren sich nämlich unter anderem dank verschiedener, sich ergänzender Mechanismen im Magnetfeld der Erde. Seine eigene Position kann ein Vogel zum Beispiel dank kleiner Eisenteilchen in seinem Schnabel bestimmen, die ihm helfen, die Intensität des Magnetfeldes zu fühlen. Die Richtung der Magnetfeldlinien erkennt er dagegen mit den Augen, wie die Frankfurter Professoren Roswitha und Wolfgang Wiltschko in zahlreichen Versuchen nachgewiesen haben.
Theoretische Physiker schlugen als Magnetsensor im Auge das Protein Cryptochrom vor. Durch einen chemischen Prozess ermöglicht es dem Vogel, Norden und Süden voneinander zu unterschieden. Einem interdisziplinären Forscherteam der Goethe-Universität ist es nun zusammen mit dem Frankfurter Max-Planck-Institut für Hirnforschung und der Universität Bielefeld gelungen, dieses Protein nachzuweisen und seine Lage im Vogelauge zu bestimmen. Demnach nehmen Vögel den Norden offenbar als einen permanenten dunklen Fleck im Gesichtsfeld wahr. Und aus der Lage dieses Flecks können sie ihre Flugroute ableiten.
Wie die Forscher in der Zeitschrift „PLoS One“ berichten, konnten sie das Cryptochrom-Protein in speziellen Zapfen-Sehzellen nachweisen, mit denen Vögel ultraviolettes (UV-)Licht wahrnehmen. Durch die Cryptochrome erhalten diese Sehzellen eine weitere Aufgabe als zentrales Sinnesorgan für die Wahrnehmung des Magnetfeldes. Christine Nießner, Doktorandin im Labor von Roswitha Wiltschko, fand das Cryptochrom in den UV-Zapfen von Rotkehlchen und Haushühnern. Der Mechanismus ist also nicht ausschließlich Zugvögeln vorbehalten, sondern wohl allen Vögeln angeboren. Selbst die seit Jahrhunderten domestizierten Haushühner können auf diese Weise präzise orientiert über den Hühnerhof laufen. Kein Wunder also, dass sie ständig Körner finden; sie sind nämlich gar nicht wirklich blind ;-).
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 27. Mai 2011