Warum Film-Leid glücklich macht
Wer bei Filmtragödien vor Trauer vergeht, weiß Beziehungen im echten Leben mehr zu schätzen
Er liebt sie, sie liebt ihn, doch es darf nicht sein, es kann nicht sein. Sie stirbt oder muss fort, er bleibt mit gebrochenem Herzen zurück, oh weh! Sensiblen Gemütern laufen bei solchen Filmtragödien die Tränen in Strömen herunter. Und das ist auch gut so. Eine amerikanische Konmmunikationsforscherin will nämlich herausgefunden haben, dass das Sehen solcher Tragödien die Menschen - zumindest kurzfristig - glücklicher macht. Sie werden angeregt, über ihr eigenes Leben und ihre eigenen Beziehungen nachzudenken und das macht froh.
Silvia Knobloch-Westerwick und ihre KollegInnen überprüften den Heul- und Glücksfaktor einer Liebestragödie am Beispiel von 361 College StudentInnen. Diese sahen einen äußerst tränenrührigen Film und wurden vor, nach und während dem Film zu ihren Gefühlen und Gedanken befragt und wie glücklich sie mit ihrem Leben allgemein sind. Nach dem Film sollten sie außerdem niederschreiben, ob der Film sie dazu gebracht habe, über ihr Leben, ihre Ziele, Wünsche und Beziehungen nachzudenken.
In diesen Texten wollen die ForscherInnen eine mögliche Antwort auf die schon lange diksutierte Frage gefunden haben, warum Menschen offenbar so viel Freude daran finden, Filme zu sehen, die traurig stimmen und sie zum weinen bringen. Je trauriger sie beim Film werden, desto intensiver denken sie offenbar an ihnen nahestehende Menschen. Das wiederum scheint glücklich zu machen. Dabei entseht das Glücksgefühl nicht aus dem Vergleich oder der Erleichterung, dass das eigene Leben nicht so schlimm ist wie das im Film gezeigte. Im Gegenteil, die Testpersonen, die während des Film ständig an sich und ihre scheinbar bessere Position dachten, konnten nicht von einem gesteigerten Glücksgefühl profitieren. Vielmehr ist es das bloße Nachdenken über geliebete Menschen, das gute Laune macht.
Warum man erst traurig werden muss, um glücklich sein zu können? Die Forscherin meint, dass positive Gefühle einem suggerieren, dass alles prima ist. Wir müssen nicht nachdenken, denken aber folglich auch nicht an die Menschen, die uns etwas bedeuten. Werden wir mit tragischen Schicksalen konfrontiert, werden wir traurig und nachdenklich und das führt uns gedanklich zu unseren Liebsten, die wir dann umso mehr schätzen.
Wenn ihr also künftig freudestrahlend aus einem herzzerreißenden Liebesdrama hinausgeht, wundert euch nicht. Das gehört wohl so ;-). Was traurige Filme aber mit Leuten anstellen, die keine Liebsten haben, an die sie denken können oder die gerade Ähnliches durchmachen wie die Filmfiguren, ging aus der Untersuchung nicht hervor.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 28. März 2012