Was, wenn es sich anfühlt wie Liebe?
Autoren: Oscar Brenifier, Jacques Després
In dem Büchlein „Was, wenn es sich anfühlt wie Liebe?“ geht es darum, wie verschieden dieses Gefühl sein und wirken kann. Dabei spielt nicht nur die Liebe zu einem Partner eine Rolle, sondern auch Eltern- oder Geschwisterliebe genauso wie Freundschaft. Was ist richtig, was ist normal? Und dahinter steht dann natürlich auch die Frage, wo man selber steht.
Das Buch ist sehr schlicht gehalten. Auf jeder Seite steht etwa ein Satz in einem Bild. Der Illustrator Jacques Desprès hat wirklich gute Arbeit geleistet. Die einfachen Figuren mit ihren übergroßen Köpfen haben einen hohen Wiedererkennungswert. Després hat es geschafft, sie auf das Wesentliche zu reduzieren und mit minimalen Details alles auszusagen. Die Hintergründe sind meist einfarbig und ruhig. Nur die nötigen Details werden mit viel Liebe gezeigt. In diesen Illustrationen spiegelt sich der Stil des Textes wider: Einfaches kurz und klar benennen.
Der Autor Oscar Brenifier trägt den Doktortitel der Philosophie, und nach dem ersten Lesen war ich ein wenig enttäuscht. Von so einem hochgelobten Schriftsteller hätte ich ein wenig mehr erwartet als Aussagen darüber, dass manche glauben, in der Liebe dürfte man sich nicht streiten und andere denken, so etwas gehöre dazu. Manche Sätze sind wirklich sehr trivial und eigentlich allgemeinbekannt. Auch gutes Zureden durch um Hilfe gebetene Mitleser ließ mich nicht umstimmen. Ich kam schon zu dem Schluss, man könne das Buch auch so zusammenfassen: Liebe kann so sein, aber auch genau gegenteilig. Und als stumme Frage nebenbei: Was ist richtig?
Dennoch muss ich eingestehen, dass die Aussagen gegen Ende doch ein wenig anspruchsvoller werden. Es gibt Menschen, die durch ihre Leidenschaft glücklich werden und andere, die glauben, dass man dadurch nur stumpfsinnig wird. Diese Sätze brachten mich dann doch ein wenig zum Nachdenken.
So kann ich mittlerweile sagen, dass dieses „Bilderbuch“ mit unglaublich passenden Illustrationen vor allem für die stilleren Menschen geeignet ist, die schon von sich aus sehr viel nachdenken und vielleicht ein wenig verunsichert sind, weil sie andere Meinungen haben als ein Teil ihrer von sich überzeugten Umwelt. Auch alle anderen offenen Mitbürger könnten sich durchaus an dem Buch erfreuen, erwartet aber keine bahnbrechenden Erkenntnisse! Und die anderen mit ihrer eingefahrenen Meinung sind sowieso beratungsresistent ;)
*Erschienen bei: Gabriel Verlag*
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Autorin / Autor: islenski.hesturinn - Stand: 2. April 2013