Was wir dachten, was wir taten

Autorin: Lea-Lina Oppermann

Buchcover

Ein ganz normaler Schultag in einer ganz normalen Schulklasse. Wie in jeder Klasse gibt es auch hier ganz verschiedene Typen von Schülern: Die, die alle Blicke auf sich ziehen und die, die niemand anschaut. Solche, die beim Sport glänzen und solche, die ihre Körper lieber unter dicken Pullis verbergen. Die Grenzen zwischen den Gewinnern und den Verlierern sind deutlich, die sozialen Hierarchien klar etabliert. Doch auf einmal dringt ein maskierter Amokläufer in das Klassenzimmer ein und nichts ist mehr, wie es vorher war. Er formuliert Wünsche an die Schüler, die diese unter Todesangst erfüllen müssen. Was harmlos beginnt wird schnell persönlicher und grotesker, als sich die Jugendlichen jemals vorstellen konnten. Der Amokläufer schafft es nicht nur menschliche Abgründe, sondern auch das ein oder andere wohlgehütete Geheimnis ans Licht zu bringen…

Amokläufe an Schulen sind sowohl in der Realität als auch in der Jugendliteratur ein häufiges Thema. Einerseits hat somit jeder einen gewissen Bezug zu dem Thema, andererseits muss man auch aufpassen, dass das Motiv nicht zu abgedroschen oder effekthascherisch wirkt. An einigen Stellen gelingt das der Autorin sehr gut, an anderen Stellen jedoch nicht. Sehr gut gefallen haben mir vor allem die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschehnisse erzählt werden. Hier sind nicht nur die typischen Schüler vertreten, sondern auch die Perspektive eines Lehrers wird eingenommen und trägt zu einer facettenreichen Erzählung bei. Sprache und Erzählstil haben mir sehr zugesagt, vor allem auch weil beides zwischen den verschiedenen Perspektiven wechselt. Die Autorin schafft es, soziale Konstrukte, die sonst unsichtbar sind, durch eine Extremsituation ans Tageslicht zu befördern. Als Leser fiebert man mit und hält beim Lesen das ein oder andere Mal den Atem an.

Durch die wirklich spannende Gestaltung im Mittelteil baut die Autorin allerdings eine Erwartungshaltung beim Leser auf, die das Ende nicht erfüllen kann. Ich persönlich fand das Ende sehr enttäuschend und habe mir eine große Auflösung erhofft, die die komplette Geschichte noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lässt. Das ist leider nicht passiert. Stattdessen endet das Buch heimlich, still und leise und lässt den Leser unbefriedigt und ohne Antworten zurück.
Insgesamt fand ich „Was wir dachten was wir taten“ eher durchschnittlich. Teilweise ambitioniert und mit viel Potential, im Großen und Ganzen allerdings doch nicht ganz so gut wie ich gehofft hatte.

*Erscheint bei Beltz*

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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 30. Oktober 2017