Weil du fehlst
Autorin: Jana Frey
Worum geht es in „Weil du fehlst“? Das ist schwer zu sagen, denn erst passiert (fast) gar nichts und dann alles auf einmal. Hautperson, das lässt sich noch recht leicht feststellen, ist Kassandra. Sie leitet unter den Launen der Mutter, die in regelmäßigen Abständen umzieht. Sie zieht dabei aber nicht nur in eine andere Stadt, sondern gleich in ein anderes Land. So kommt es, dass Kassandra schon in Tschechien, Italien und den USA gelebt hat. Richter sesshaft wurde sie aber nie – wie auch, wenn man umziehen muss, wenn man gerade neue Freunde gefunden hat? Und dann gibt es da noch Kassandras Problem. Nachts träumt sie von einer dunklen Wolke, die auf sie niederstürzt und sie erdrückt. Schweißgebadete wacht sie dann auf und kann nicht mehr schlafen. Seit dem letzten Umzug erscheint ihr diese Wolke auch am Tag und wird zu einem richtigen Ärgernis für das Mädchen. Aber eigentlich ist das nicht die Geschichte, die Jana Frey in ihrem Buch erzählen will und irgendwie ist sie es doch. Als Kassandra anfängt, zunächst ohne rechten Zusammenhang zur Story, nach ihrer Familie zu suchen, überschlagen sich die Ereignisse und der Leser kommt kaum noch hinterher. Eine Verbindung zum ersten Teil gibt es, richtig los geht es aber erst nach der ersten Hälfte.
Jana Frey wollte eine dramatische Geschichte schreiben, so steht es zumindest auf dem Buchrücken geschrieben. Dramatisch ist „Weil du fehlst“ sicherlich. Die gesamte Palette von Schicksalsschlägen wird aufgegriffen. Es geht um verlorene Familienmitglieder, ein verdrängtes Kindheitsdrama, Familienlügen, Patchworkbeziehungen und tot geschwiegene Ereignisse. Alle dem geht Kassandra auf den Grund, wenn sie ihre Großeltern das erste mal besucht (die sind nämlich zu allem Übel mit der Familie zerstritten). Als wäre das nicht schon genug, gibt es auch noch mehrere Beziehungsgeschichten, von der einen in den Armen des Vertrauenslehrers endet. Spätestens an dieser Stelle kommt die Handlung dem Leser abstrus vor. So viel Drama kann einer einzelnen Person nicht passieren.
Leider ist die Handlung unterschiedlich stark auf das Buch verteilt. Die ersten 100 Seiten (immerhin die Hälfte des Buches) plätschern einfach vor sich hin, sind beinahe langweilig. Man lernt Kassandra kennen und die ersten Hinweise auf die spätere Handlung werden gelegt. Außer den zwei Zusammenbrüchen von Kassandra passiert so gut wie nichts. Dann geht es aber los. Auf den nächsten 100 Seiten erscheint ein dramatisches Thema nach dem anderen. Der Leser bekommt gar nicht die Möglichkeit, die Tragweite eines Handlungsstrangs zu begreifen, bevor der nächste auftaucht. Schade, denn aus der Geschichte hätte man mehr machen können.
*Erschienen bei: KJB*
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. März 2013