Mädchenrechte jetzt!
Zum internationalen Mädchentag am 11. Oktober geht es um die Rechte von Mädchen und es werden auch wieder Gebäude angestrahlt
"Hä, ist es Barbie-Time?", werden sich wohl manche fragen, wenn sie heute pink angestrahlte Gebäude, Brücken oder andere Objekte sehen. Aber heute gehts nicht um die filmische Vermarktung der weltberühmten Spielzeug-Puppe, sondern um den weltweiten Kampf für Mädchenrechte. Und das ist 2023 noch nötiger denn je, denn als Mädchen geboren zu sein ist in vielen Ländern nach wie vor alles andere als ein Glücksfall und mit vielen diskriminierenden und gewalttätigen Erfahrungen verbunden. Ein paar Fakten von UNICEF gewäheren einen kleinen Einblick:
Weltweit besuchen 34 Millionen Mädchen im Grundschulalter generell nicht die Schule. Besonders in Krisensituationen, nach einer Naturkatastrophe oder in Kriegen, ist es oft die Bildung von Mädchen, die als erste gestrichen wird. Laut Unicef ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen in einer solchen Notlage nicht mehr zur Schule gehen, mehr als doppelt so hoch wie bei Jungen. Das aktuell am schockierendste Beispiel dafür: Mädchen in Afghanistan dürfen seit der Machtübernahme der Taliban keine weiterführende Schule mehr besuchen.
Schlimmste gewalttätige Erfahrungen machen Mädchen in vielen Ländern, wenn sie in Kinderehen gezwungen werden, früh schwanger werden oder ihre Genitalien verstümmelt werden. "Allein im Jahr 2022 wurden zwölf Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet,“ so Kathrin Hartkopf, Sprecherin der Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Insgesamt wurden bereits 15 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren weltweit Opfer von sexueller Gewalt - und das nicht nur in armen Weltregionen, sondern auch in priviligierten Ländern. Oft ist der Täter jemand aus dem nahen Umfeld des Mädchens – oder sogar der eigene Ehemann, zum Beipiel bei Kinderehen.
Oft ist die Benachteiligung von Mädchen aber auch weniger sichtbar, zum Beispiel dann, wenn Eltern sich schon vor der Geburt für die Abtreibung eines gesunden Kindes entscheiden, nur weil es ein Mädchen ist. In vielen Gesellschaften wird auch das Thema Menstruation nach wie vor tabuisiert. Das kann dazu führen, dass Mädchen während ihrer Periode zum Beispiel nicht zur Schule gehen können.
Vorurteile und Geschlechter-Stereotype tragen außerdem dazu bei, dass Mädchen nach wie vor schlechter in Mathematik abschneiden. Vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gibt es außerdem eine um ein Drittel geringere digitale Bildung von Mädchen und jungen Frauen – darunter fallen auch einfache Fähigkeiten wie das Versenden einer Email. Das wirkt sich nicht nur auf ihre gesellschaftliche Teilhabe aus, sondern auch auf ihre Zukunftschancen.
Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen und zeigt, wie wichtig es ist, dass seit 2012 jährlich am 11. Oktober der Welt-Mädchentag begangen wird, der all das in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellt. Ausgerufen wurde er von den Vereinten Nationen(UN) auf Initiative von Plan International.
Zum Glück weisen die Organisationen aber nicht nur auf diese Missstände hin, sondern tun auch viel Gutes, um Mädchen zu unterstützen, damit sie die Schule gehen oder eine Ausbildung machen können und um sie vor Gewalt zu schützen. So kann der Bericht von Plan International Deutschland „Her Body, Her Choice - Zugang von Mädchen zu ihren sexuellen und reproduktiven Rechten weltweit“ in diesem Jahr auch einige Lichtblicken aufzeigen. Zum Beispiel den, dass die weltweite Geburtenrate bei Mädchen und jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren seit Jahren sinkt, von mehr als 64 Geburten pro 1.000 Frauen im Jahr 2000 auf jetzt "nur noch" 41. Außerdem infizierten sich 2022 weniger Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit HIV als noch vor einem Jahrzehnt. In den Ländern der südlichen Sahara, wo sich mit großem Abstand die meisten Mädchen infizieren, gingen die Zahlen innerhalb von zwölf Jahren (2010-2022) immerhin um 53 Prozent zurück. Weltweit stieg auch der Anteil der Schulen mit nach Geschlecht getrennten Sanitäranlagen von 56 Prozent im Jahr 2010 auf 78 Prozent im Jahr 2019. Das ist positiv, denn sichere Toiletten sind die Voraussetzung dafür, dass Mädchen zum Beispiel auch während ihrer Menstruation zur Schule gehen können und weniger Gefahr laufen, Opfer von sexualisierten Übergriffen zu werden.
Pinke Beleuchtung
Seit 2012 setzt die Kinderrechtsorganisation an diesem Tag mit der Farbe Pink ein Zeichen für die Rechte von Mädchen. Nachdem 2022 wegen des Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise auf die traditionelle Beleuchtung von Gebäuden und Wahrzeichen verzichtet wurde, werden in diesem Jahr wieder über 40 bekannte Wahrzeichen, Gebäude und Monumente in rund 20 deutschen Städten pinkfarben leuchten, um auf die Rechte von Mädchen aufmerksam zu machen. Dank der Initiative der Unterstützer:innen strahlen in diesem Jahr unter anderem das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg, die Seebrücke in Sellin auf Rügen, das Schokoladenmuseum in Köln, das Riesenrad am Ostbahnhof in München sowie viele weitere exponierte Orte in kräftigem Pink.
Mehr Infos zum Internationalen Mädchentag 2023 findet ihr hier:
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 11. Oktober 2023