Wer bezahlt eigentlich unsere Schuhe?
Studie untersuchte die Lederschuhproduktion in Indonesien und stellte fest, dass Arbeitsrechte mit Füßen getreten werden
Dass ein T-Shirt für 2,99 Euro nicht fair produziert worden sein kann, hat sich inzwischen herumgesprochen. Was aber ist mit mit unseren Sneakers, Ballerinas und Pumps? Wenn man wissen will, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen Arbeiter_innen unsere Lederschuhe herstellen, lohnt sich ein Blick nach Indonesien. Das Land ist nämlich mit rund 1 Mrd. Paar Schuhen bzw. einem Weltmarktanteil von 4,4 % der viertgrößte Schuhproduzent nach China, Indien und Vietnam. Die Arbeitsbedingungen im indonesischen Schuh- und Ledersektor lassen jedoch leider zu wünschen übrig, und das trotz bemerkenswerter arbeitsrechtlicher Errungenschaften und weitreichender gesetzlicher Bestimmungen. Das sind die Ergebnisse einer Anfang März erschienenen Studie von SÜDWIND und INKOTA.
Die Studie zeigt auf, dass extrem niedrige Löhne, fehlende Gewerkschaften bzw. eine massive Einschränkung der Versammlungsfreiheit, nicht gezahlte Sozialversicherungsbeiträge und Bestrafungen von Arbeiter_innen keine Seltenheit sind. Dabei sind die Heimarbeiter_innen in einer besonders rechtlosen Situation: Oft haben sie weder einen Arbeitsvertrag noch sind sie sozialversichert, was bedeutet, dass sie nicht krankenversichert sind und auch später keine Rente bekommen. Für die Anfertigung der Schuhe, die wir hier oft teuer bezahlen, bekommen sie zudem Löhne, die nur einen Bruchteil des lokalen Mindestlohns ausmachen. Die untersuchten Produktionsstätten fertigen u.a. für bekannte Schuhmarken wie Deichmann, Ecco und Ara. Besonders besorgniserregend ist, dass die Aussagen der Fabrik- und Heimarbeiter_innen in den Interviews in vielen Teilen dem widersprechen, was die Schuhunternehmen vorgeben zu tun. So verpflichten sich zwar alle untersuchten Unternehmen in ihrem Verhaltenskodex zur Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen – der Zwang zu Überstunden und die Verhinderung von Gewerkschaftsarbeit, von denen die Arbeiter_innen berichten, stehen dazu jedoch im krassen Gegensatz, so die Autor_innen der Studie.
Die Studie basiert auf Befragungen, die vom Change Your Shoes-Partner TURC (Trade Union Rights Centre) in den Jahren 2015 und 2016 durchgeführt wurden. Die HerausgeberInnen fordern, dass Unternehmen endlich ihre Hausaufgaben machen und Verantwortung übernehmen. „Verhaltenskodizes und CSR-Initiativen sind nur dann nachhaltig, wenn sich die Verantwortlichen ernsthaft und konsequent für die Einhaltung und Durchsetzung der grundlegenden Menschen- und Arbeitsrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette einsetzen“.
Change Your Shoes“ ist eine Initiative von 18 Menschenrechts- und Arbeitsrechtsorganisationen, die sich für eine nachhaltige und ethische Schuhlieferkette einsetzen. Indem die Kampagne die Konsument_innen für einen nachhaltigen Lebensstil sensibilisiert, Lobbyarbeit bei Politiker_innen und Labelorganisationen leistet und Unternehmen drängt, ihre Sorgfaltspflichten wahrzunehmen, zielt sie darauf ab, die sozialen und ökologischen Bedingungen in der Schuh- und Lederindustrie zu verbessern.
Mehr dazu im Netz
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. März 2017