Wer heute lügt, ist morgen tot
Autor: Thomas Enger
Even fällt aus allen Wolken als seine Freundin Mari von einem auf den anderen Tag per SMS mit ihm Schluss macht. Gerade noch waren sie glücklich, doch nun spricht sie kein Wort mehr mit ihm. Even ist wütend und verzweifelt und weiß nicht, was los ist. Doch lange hält dieser Zustand nicht an: Kurz darauf wird Mari nach einem Schulfest tot aufgefunden.
Und sie ist nicht das einzige Opfer. Denn Johannes, ein Bandkollege von Even, ist ebenfalls getötet worden. Ganz Fredheim trauert und steht unter Schock, doch der Mörder scheint schnell gefunden zu sein: Even wurde schließlich gerade von Mari verlassen, und auch sein Verhältnis zu Johannes war angespannt, munkelt man.
Schon bald wenden sich seine Freunde von ihm ab, und seine Familie zerbricht beinah an den Gerüchten im Ort. Nachdem Even bereits seinen Vater bei einem Autounfall verloren hat, ist seine Mutter kaum in der Lage, mit den Verdächtigungen gegen ihren Sohn umzugehen. Doch als auch noch ein dritter Mord in Fredheim geschieht, scheint Evens Unschuld bewiesen, denn diesmal hat er ein Alibi. Während die Ermittlungen der Polizei nur langsam vorankommen, beschließt Even, sich selbst umzuhören. Dabei findet er heraus, dass Mari vor ihrem Tod scheinbar Nachforschungen über seine Familie und den Unfall seines Vaters angestellt hatte – war es das, was sie schließlich das Leben gekostet hat?
Thomas Enger führt den Leser in „Wer heute lügt, ist morgen tot“ chronologisch durch einen Kriminalfall. Während Even im Gerichtssaal sitzt und seine Sicht der Dinge schildert, erfährt der Leser durch seine Aussagen, was sich in Fredheim abgespielt hat. Die Geschehnisse werden dabei mit Liebe zum Detail, aber gleichzeitig nüchtern wiedergegeben, was sehr gut zur düsteren Stimmung und dem skandinavischen Setting insgesamt passt. Genau wie Even selbst erfährt der Leser nur nach und nach, was sich wirklich abgespielt hat. Bis dahin kennen wir nur Evens Gefühle, Vermutungen und Ängste, wodurch eine emotionale Nähe und Bindung zu Even entsteht. All das wirkt sehr authentisch und lässt Raum für eigene Spekulationen.
Dem Autor gelingt es, eine einerseits unvorhersehbare, aber andererseits auch sehr realistisch wirkende Geschichte zu erzählen. Das Buch ist dabei spannend, ohne zu nervenaufreibend zu sein. Für eingefleischte Krimi- oder Thriller Fans dürfte es etwas zu „soft“ sein, für mich war es genau richtig. Meiner Meinung nach ist „Wer heute lügt, ist morgen tot“ ein gutes Buch, das es als Krimi schafft, auch Themen wie Freundschaft und Familie Raum und Bedeutung zukommen zu lassen. Als Lektüre für Zwischendurch auf jeden Fall weiterzuempfehlen, auch wenn es mit nur gut 300 Seiten schneller um ist als einem lieb ist!
*Erschienen bei cbj*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 23. September 2019