Willkommen im Reich der Gegensätze
Autorin: Britta Heidemann
Als erfolgreiche Degenfechterin und Olympionikin ist Britta Heidemann inzwischen vielen bekannt. Dass sie jedoch bei ihrer Olympiateilnahme in Peking 2008 in gewisser Weise ein Heimspiel hatte, wissen die wenigsten: Bereits mit fünfzehn Jahren ging sie dort zur Schule, spricht fließend Mandarin und ist nach einem Studium der Regionalwissenschaften Chinas neben ihrer sportlichen Karriere auch als Sonderbotschafterin, Referentin und Unternehmensberaterin regelmäßig im Reich der Mitte unterwegs. Die kulturelle Andersartigkeit dort fasziniert sie immer aufs Neue, und so nimmt sie in ihrem ersten Buch den Leser mit auf eine Reise durch China und ermöglicht einen umfassenden, aber auch oft sehr persönlichen und augenzwinkernden Einblick in ein wahres Reich der Gegensätze.
Der schnelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel der aufstrebenden Weltmacht vom Agrarstaat zur modernen Nation spiegelt sich besonders in der Hauptstadt Peking, und hier in Britta Heidemanns zweiter Heimat illustriert sie für den Leser große Zusammenhänge und kleine Eigenheiten der Chinesen und ihrer Kultur. Geschichtliches und philosophische Hintergrundinformationen zur chinesischen Mentalität bilden das Fundament, um die vielen Anekdoten schätzen zu können, die dem Leser vorgestellt werden: Was es mit dem Kleintierzoo im Restaurant auf sich hat und welche weiteren kulinarischen Fettnäpfchen dort lauern. Warum im Park Rentner auf Fitnesssteppern trainieren. Was es mit dem chinesischen Aberglauben und dem viel beschworenen Kollektiv auf sich hat und ob man in der Stadt wirklich allzeit eine Atemmaske braucht.
Auch etwa auf die Eigenheiten der so fremden chinesischen Sprache und des Schriftsystems geht Britta Heidemann anschaulich und verständlich ein, und eine Fotostrecke in der Mitte des Buches verleiht ihren Ausführungen zusätzliche Anschaulichkeit und ermöglicht zugleich dem Leser einen Einblick in den chinesischen Alltag und Britta Heidemanns ganz persönliche Historie mit dem Reich der Mitte. Ihre Ausführungen sind oft amüsant, manchmal augenzwinkernd, aber stets fundiert und zugleich so fesselnd, dass man das Buch tatsächlich kaum aus der Hand legen will und am Ende tatsächlich glaubt, China und seine Kultur nun ein wenig besser zu verstehen.
Man muss kein ausgemachter China-Fan sein, um Gefallen an Britta Heidemanns Ausführungen zu finden, und wird es vielleicht auch nicht unbedingt werden; in jedem Fall aber transportiert das Buch die Faszination und den Facettenreichtum des Reichs der Mitte und ist für jeden, der gern einmal über den eigenen kulturellen Tellerrand hinausschaut und Wissensvermittlung mit Humor zu schätzen weiß, eine echte Bereicherung – augenöffnende Aha-Effekte sind garantiert!
*Erschienen bei Lübbe*
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Autorin / Autor: fabienne - Stand: 16. September 2014