Junge Leute heißen Wölfe willkommen
Laut Umfrage sind 79 Prozent der Deutschen für die Ansiedlung von Wolfsrudeln
So manch eine/n mag es ganz schön gegruselt haben bei der Meldung, dass es in Deutschland wieder mehr Wolfsrudel gibt - doch das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf scheint nicht alle zu Wolfshassern gemacht zu haben. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom Oktober 2011 zufolge gibt es eine deutliche Mehrheit von 79 Prozent, die die Ansiedlung von Wölfen hierzulande befürworten. Nur 18 Prozent der 1001 Befragten – und zwar eher die über 60-Jährigen – finden die Rückkehr der Wölfe nicht so gut. Die restlichen drei Prozent haben dazu keine Meinung.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wollte mit der bundesweiten Erhebung herausfinden, ob die Bevölkerung die natürliche Wiederansiedlung von Wölfen akzeptiert oder nicht. Vor allem in den neuen Bundesländern und insbesondere in Sachsen leben derzeit ein Dutzend Wolfsrudel sowie einige vereinzelt vorkommende Tiere. Experten schätzen die Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland inzwischen auf rund 60 Tiere.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Acht von zehn Bundesbürgern finden die Ausbreitung der Wölfe in Deutschland gut. Wir sind selbst ein wenig überrascht, wie hoch die Zustimmung ist. Schließlich schüren die Mythen der Märchen und oft auch Gerüchte durchaus gewisse Ängste vor dem angeblich so gefährlichen Wolf. Diese Ängste sind jedoch unbegründet. Wölfe sind scheue Wesen und meiden eine Begegnung mit Menschen. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen, unter anderem halten sie den Wildbestand gesund."
Nach europäischem und deutschem Naturschutzrecht sind Wölfe streng geschützt. Zu Konflikten kommt es gelegentlich, wenn Wölfe Nutztiere, hauptsächlich Schafe, anfallen. Doch mit Schutzmaßnahmen wie Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden könne man dem wirksam vorgebeugen, so der BUND. Derartige Maßnahmen würden in Gebieten, wo Wölfe vorkämen, sogar finanziell gefördert. Und wenn ein Wolf trotzdem ein Schaf oder ähnliches Tier erwischt, hätten die Besitzer Anspruch auf eine Entschädigung.
Der BUND-Vorsitzende Weiger forderte, den Wolfsschutz auszuweiten und die voneinander isolierten Lebensräume aller bedrohten Tiere und Pflanzen generell besser zu vernetzen. Eine der Hauptursachen für den Artenschwund sei, dass natürliche Lebensräume immer mehr durch Straßen und Bauprojekte zerschnitten werden. Dies müsse stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Weiger: "Die Ergebnisse unserer Umfrage zur Akzeptanz des Wolfes zeigen, dass die Bevölkerung dem Schutz gefährdeter Tierarten einen hohen Stellenwert zumisst. Vor allem junge Menschen signalisieren deutlich, dass der Artenschutz sehr viel stärker berücksichtigt werden muss als bisher. Deshalb erwarten wir auch vom sächsischen Landesparlament in Dresden, dass es die Aufnahme des Wolfes ins sächsische Jagdrecht klar ablehnt. Beim Schutz bedrohter Arten darf es keine faulen Kompromisse geben. Die noch in Teilen der Bevölkerung vorhandene Unterschätzung der Gefährdung seltener Arten muss außerdem Anstoß sein, eine bundesweite Bildungsoffensive zum Wolfsschutz zu starten.“