WOLVERINE: WEG DES KRIEGERS

Originaltitel: The Wolverine
Kinostart: 25. Juli 2013
Schauspieler: Hugh Jackman, Rila Fukushima, Tao Okamoto etc
Regie: James Mangold

Der alte Mutant bekommt neue Seiten

Durch Interviews mit Hugh Jackman wird man immer wieder neugierig auf seine Paraderolle - die des Wolverine. *"Wolverine: Weg des Kriegers"*, der dritte Ableger der legendären Filmreihe und Comicverfilmung springt aus dem üblichen Rahmen. Denn er wird laut Internet- und Kennerinfo definitiv anders sein. Und da liegt großes Konfliktpotenzial. Dem kann ich mich durch meine gezwunge Unvorgenommenheit leicht entziehen, denn dieser Teil ist der erste, den ich mir genauer anschaue. Ob es nun wirklich daran liegt, dass Wolverine am weitesten von einem Monster oder einer Maschine entfernt ist denn je zuvor, dass er verwundbar und nicht mehr ganz der Unantastbare ist, oder die Tatsache, das jeder Actionfilm mit der Kulisse Japans und deren traditionellen Kampftechniken aufgewertet wird- der Film gefällt mir ungemein gut, und ich hatte das Schlimmste an platter Action und vorhersehbaren Handlungen erwartet.

Gekonnte Emanzipation

Besonders reizvoll ist eine zunehmende Aufälligkeit, die oft übersehen wird: Frauen haben hier eigenständige, sebstbewusste Rollen. Die zwar auch - aber nicht nur - die männliche Hauptrolle begleiten. Die in Deutschland völlig unbekannte Rila Fukushima spielt diese eigensinnige Figur der Kämpferin Yukio. Sofort eine der coolsten- und ansehnlichsten- Fixpunkte des Filmes. Von der ersten Sekunde an mit ihren tiefroten Haaren und ihrer Geschmeidigkeit im Kampf sowie mit ihrer authentischen Hartnäckigkeit eine Bereicherung. Vorher Modelagentin, dann Model, ist diese Rolle ihre erste große + die erste im Hollywoodbusiness, und ich hoffe mit vielversprechendem Erfolg. Denn während die männlichen japanischen Schauspieler immerhin eine eigene deutsche Wikipedia-Seite haben, sucht man diese bei den weiblichen Schauspielerinnen der Hauptrollen vergeblich.

Neue Vision- neuer Diskussionsstoff

Fernab von der Schauspiel-Ethik bin ich gespannt, wie eingefleischte Wolverine-Fans den Film wahrnehmen. Die Verfechter der zuvorliegenden x-Men Reihe zerissen die Wolverine-Filme ja meistens. Da "Wolverine: Weg des Kriegers" jedoch etwas mehr zu den Wurzeln zurückkehrt, und Wolverines Alter Ego vielschichtiger dargestellt wird sowie der Körper des Mutanten nie konsequenter trainiert wurde, könnte dieser Teil vielleicht sogar der werden, der beiden Seiten weniger bis am wenigsten Anlass zur Kritik bietet.

Schaukampf, der sich sehen lassen kann

Für einen Actionfilm kann man dieser Story ihre Ästhetik hoch anrechnen. Dem Kämpfen wird mit mehr Berechtigung viel Aufmerksamkeit gewidmet, mit Sinn und Präzision, Technik und Leidenschaft. In der Kulisse des modernen Japans verankert, wird vor allem in Rückblicken die Wandlung deutlich. Kompatibel mit den Möglichkeiten dieses Drehorts ist Wolverine das Ebenbild eines herrlosen, eigenständigen, aber auch kaum gebrauchten Samurais. Genannt Ronin. So wird auch auf die Traditionen und die Einzigartigkeit der fern-östlichen Kultur Rücksicht genommen. Abgeschliffen durch Ninjitsu -Ausbildung Hugh Jackmans, die er im zwielichtigen Japan gegenüber Ninjas, Yakuzas und eben Samurais zur Schau stellen darf und beweisen muss. Man folgt den Kampfszenen fasziniert, die eindeutig ansehnlicher als je zuvor sind.

Zerrissen

Zwiespältig wiederum ist Wolverines Haltung gegenüber sich selbst und den Leuten, die meinen, ihn benutzen zu können. Sein Hadern mit der seiner verfluchten Unsterblichkeit kommt wieder ins Wanken, als er dann tatsächlich verletzlich wird und seine Selbstheilungsprozesse seinen Spielraum verringern. Sein Stolz und seine nach wie vor sture Einstellung fördern sein Abrutschen in einen Konflikt, bei dem Ehre und Schuld, Heldentum und der feine Unterschied zwischen Gut und Böse, aber auch Profitgier und Liebe bedeutende Punkte der Handlung sind. Sein ureigenes Misstrauen und das typische Hinterfragen aller Systeme schützen ihn nicht nur, sondern bringen ihn auch in Gefahr. Denn Etwas in ihm warnt ihn stets, sich auf die Leute, die viel von ihm verlangen, ihm aber wenig erklären, nicht einzulassen. Aber die zunehmende Menschlichkeit sowie die lang unterdrückte Wut und Bitterkeit machen ihn anfällig für die Ehre eben dieser Leute zu kämpfen- und für seine eigene. So mischt er sich in Angelegenheiten ein; in ein Spiel, dessen Handwerk er alleine nicht beherrscht.

Spiel und Kampf mit der Vergangenheit

Während Fremde Freunde werden, sind in diesem Spiel alte Bekannte plötzlich Herausforderer, insgeheime Feinde. Auch eine Mutantin zieht Fäden in dem Spiel, und zwar auf höchst giftige Art und Weise ...

Der Abspann

Bei manchen Filmen ist es typisch: dieses Gefühl, das kann nicht alles gewesen sein. Da kommt doch noch was? Diesem sollte man hier vertrauen. Ein etwas verstörender Abspann hinterlässt diese leichte Wut in einem, dass der nächste Teil noch lange auf sich warten lässt. Und diese übliche Spur Verwirrung der Filmreihe: die Vermischung zwischen Alt und Neu, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, in der sich das Suchtpotenzial von X-Men und Wolverine begründet!

Alles in allem

Ich mochte die ganze Szenerie, ich liebe die Kampfzenen und am Ende sehe ich ein, dass es wirlich ein Versäumnis ist, wenn man diesen tragischen Helden nicht kennt. Sicherlich muss man eine leichte Affinität zu Actionfilmen haben, aber große Vorkenntnisse braucht es nicht, um den Film ein bisschen zu genießen. Ich glaube, wem der Teil ebenso gut gefällt wie mir, wird mit der alten x-Men Reihe mehr Spaß haben. Ob man sich nun den x-Men- Marathon oder den Wolverine-Hype vorher antut oder sich einfach drauf einlässt, schaden wird es nicht. Für Liebhaber auf jeden Fall Pflicht! Seid nur vorbereitet, dass Wolverine Schwächen zeigt- nicht nur im Kampf.

Autorin / Autor: genna - Stand: 22. Juli 2013