Ethan, Joy, Liv, Dave und Diego besuchen eine Schauspielschule in New York. Die Pausen zwischen den Unterrichtseinheiten in Ballett, Schauspiel oder Regie verbringen sie häufig gemeinsam, machen Witze oder reden sich gegenseitig Mut zu. Während sie alle auf die Abschlussvorstellung am Ende des Schuljahres hin fiebern, hat jeder und jede einzelne von ihnen mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Ethan hat seiner Freundin Liv ein Theaterstück gewidmet und ihr die Hauptrolle auf den Leib geschrieben, denn obwohl die beiden offiziell ein Paar sind, hat Liv nur Augen für Dave. Doch Ethan ist unglaublich verliebt und will Liv auf keinen Fall an seinen Nebenbuhler verlieren – obwohl der nicht der Hauptgrund ist, warum Liv ihn kaum noch an sich ran lässt. Denn Liv entgleitet ihr Leben immer mehr: was in Maßen begann nimmt mittlerweile mehr Raum in ihrem Leben ein, als sie sich eingestehen will. Die Minibar ihrer Eltern und ihr Tablettendealer sind die einzigen Lichtblicke in ihrem Alltag, der mittlerweile von ihrer Sucht geprägt ist. Einzige Ausnahme: Dave. Sein umwerfendes Äußeres und seine liebevolle Art lassen Liv den Rausch für eine Weile vergessen – doch solange sie mit Ethan zusammen ist, haben sie und Dave keine Chance. Dave erwidert Liv’s Gefühle, ist jedoch damit beschäftig, seine eigenen Lebensverhältnisse vor den anderen geheim zu halten. Nachdem er als Kind ein erfolgreicher Schauspieler war, bleiben die Aufträge seit einigen Jahren aus – seiner Familie geht das Geld aus und entsprechend ist die kleine Wohnung seiner Großeltern, zu denen er vor Kurzem gezogen ist, alles andere als glamourös. Dann sind da noch Joy und Diego. Als einige der wenigen schwarzen Schüler haben sie es nicht leicht, sich als Balletttänzer durchzusetzen – auch weil ihre Familien Zweifel an ihren Karrierechancen hegen, und diese auch bei jeder Gelegenheit äußern. Während alle fünf mit ihren eigenen Dämonen und widrigen Umständen zu kämpfen haben, kommt nicht nur die Abschlussvorstellung immer näher – ohne es zu wissen schlittern sie einer Katastrophe entgegen, die keiner von ihnen vorhersehen oder aufhalten kann.

In ihrem Roman „You in Five Acts” beschreibt Una LaMarche das Leben ihrer Charaktere auf eine unglaublich geduldige und liebevolle Weise. Sie nimmt sich die Zeit, die Geschichte eines jeden Einzelnen zu erzählen, aber nicht nur das: Der Leser erfährt viel über die Ängste und Hoffnungen der Handelnden, über ihre Ziele, was sie im Alltag belastet oder antreibt. Wie sie in Beziehung zueinander stehen wird erst im Laufe der Geschichte klar, vieles ist anders als man es als Leser vielleicht erwartet hat. Die Beschreibung des Schulalltags mit seinen kleinen Höhen und Tiefen vor einer Leinwand aus Zukunftsängsten und großen Träumen hat mir sehr gut gefallen.
Hier gelingt es der Autorin meiner Meinung nach, den Lesern einen authentischen Einblick in die Gefühlswelt ihrer Figuren zu geben. Zunächst plätschert die Geschichte etwas langsam vor sich hin, was ich allerdings nicht als langweilig oder gar unnötig empfunden habe – vielmehr gibt die Autorin den Lesern Zeit, die verschiedenen Persönlichkeiten zu entdecken und kennenzulernen, bevor die Handlung nach etwa einem Drittel des Buches Fahrt aufnimmt und immer ereignisreicher wird. Ein besonderes Highlight des Romans war für mich das Ende – wer dieses Buch nach der Hälfte aus der Hand legt, weil es ihn nicht fesselt, der hat das Wichtigste verpasst. Ohne es groß anzukündigen oder in den Spannungsaufbau einzubeziehen ist es der Schluss der Geschichte, der den Leser zum Nachdenken bringt und die gesamte Handlung in ein neues Licht rückt. Mir persönlich hat die Entwicklung der Geschichte sehr gut gefallen und ich kann das Buch insgesamt mit gutem Gewissen empfehlen. Die achtsame Erzählweise von Una LaMarche kombiniert mit der Dramatik der verschiedenen Schicksale und dem spannenden Finale am Ende schaffen ein wunderschönes Buch über Liebe und Freundschaft, Ehrgeiz und Erfolg, über Glück und Schmerz.