Zu Hause redet das Gras
Autorin: Katherine Rundell
Zuhause redet das Gras erzählt von der Weite Afrikas, der Freiheit der Savanne und dem Leben auf der Farm. Hier wächst Wilhelmina, kurz Will, auf und genießt alle Freiheiten. Doch dann stirbt ihr Vater an Malaria und die Heimatfarm wird verkauft. Wil wird nach England in ein Mädcheninternat geschickt. Dort ist alles ganz anderes als in den Weiten der Steppe. Die Mädchen sind ganz anders als sie, sind eiskalt und haben stets ein falsches Lachen aufgesetzt. Dreckige Schlampe rufen sie ihr hinterher und stempeln sie als Außenseiterin ab. Die Afrikanerin hält es dort nicht aus und flüchtet. In den regnerischen Gassen Englands fühlt sie sich verloren und schutzlos. Aber sie muss irgendwie zurück nach Afrika fliegen. Sie muss es einfach schaffen, schließlich hat ihr Vater sie nicht umsonst Wildkatze getauft.
Katherine Rundell, die Autorin, ist selbst in Afrika geboren und aufgewachsen. Einen Teil ihrer Kindheit hat sie in England verbracht. Ihre Herkunft spielt sicher auch beim Schreiben dieses Buches eine Rolle. Hin und wieder fragt sich der Leser, ob Rundell sich genauso einsam und fremd gefühlt hat, nachdem sie in der „anderen“ Welt angekommen ist. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Teil, der in Afrika spielt, ansprechender geschrieben ist. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass der Roman etwas besonderes ist. Jede Seite scheint von Freiheit zu strotzen. Der Leser spürt fast den Wind und kann den Geruch der roten Erde riechen. Ich habe mich richtig gefreut, Wils Afrika Stück für Stück näher kennen zu lernen. Auch die Protagonistin selbst kommt hier wunderbar authentisch rüber. Wil ist stark, frei und lebenshungrig – alles andere als ein normales, wohlerzogenes Mädchen. Der Teil in England beginnt ebenso vielversprechend. Die trostlose, feindliche Atmosphäre lässt Schauer den Rücken hinunter jagen und die ein oder andere Träne aus dem Augenwinkel entweichen. Nach Wils Flucht ändert sich das leider. Das Buch scheint von hier an platt, die Handlung wird sehr flach und vorhersehbar. Das ist sehr schade, steckt in dem Buch doch sonst so viel Leidenschaft der Autorin. Dennoch habe ich das Buch gerne zu Ende gelesen. Ich war gespannt darauf, wie Rundell ihren Roman enden lässt. Alle Lösungen, die mir in den Sinn kamen, waren entweder kitschig oder unendlich deprimierend. Der tatsächliche Schluss hat mich dann mit dem schwachen letzten Drittel des Buches versöhnen können.
Nebenbei erwähnt ist der Einband des Buches sehr schön gestaltet. Entfernt man den Schutzumschlag, so ist auf dem Buch ein afrikanisches Stoffmuster aufgedruckt – einer der schönsten Einbände die ich seit langem gesehen habe.
*Fazit:*
Eine nette Lektüre für freiheitsliebende Lizzys. Den Preis finde ich mit knapp 15 Euro für 200 Seiten allerdings etwas hoch.
*Erschienen bei: Carlsen*
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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 18. April 2012