Zwischenwelten
Autorin: Mariëtte Aerts
*Darum geht’s*
Schon seit er denken kann, zieht Tio mit seinem Vater in den Schulferien durch's ganze Land – mit einem Zirkus. Er hat sogar seinen eigenen Trick, bei dem er in eine schwarze Kiste kriecht und durch den doppelten Boden verschwindet. Aber als er diesen Trick seiner neuen Freundin Ayse zeigen will, verschwindet alles andere und die beiden landen in einer völlig fremden Welt. Schnell finden die beiden heraus, dass es viele geheime Türen gibt, durch die es sie in immer neue Welten mit verschiedenen Zeitebenen führt. So steigen sie von Level zu Level – wie in einem Computerspiel. Doch welche Tür führt sie zurück nach Hause und was geht eigentlich in diesem „ Spiel“ vor?
*Meine Meinung*
Der Roman „Zwischenwelten“ von Mariëtte Aerts lockt beim Lesen der Beschreibung erst einmal durch eine spannende Idee, die Abenteuer und Rätsel verspricht. Umso enttäuschender war es für mich, dass die Umsetzung eher nicht gelungen ist. Die Hauptcharaktere Tio und Ayse sind sehr flach, die Dialoge drehen sich um sich selbst und sind eher mittelmäßig, das Geschehen zieht sich sehr hin. Eigentlich unverständlich, warum dieses Empfinden beim Leser geweckt wird, denn vom Grundsatz her ist die Geschichte spannend und es passiert viel, was spannend sein könnte, das Ende sollte eigentlich auch eine Überraschung sein. Aber irgendwie fehlt dem ganzen Werk die Tiefe.
Die Charaktere reagieren für das vorgesehene Alter der Leser (welches an der Buchdicke von 383 Seiten und am Thema so bei 16 Jahren ausgemacht werden kann) sehr lahm und verhalten sich einfach langweilig. Hin und wieder erwischt man sich beim Augenverdrehen über die Naivität einer Vierjährigen bei der eigentlich 15-jährigen Ayse, die den Lesefluss unterbrechen. So scheint es sie kaum zu kümmern, dass ihr Freund Tio von einem (vermeintlich) feindlichen Völkchen auf schlimmste Weise gekidnappt wurde, nein, sie geht erst mal ohne Sorgen nach Hause, schläft und isst sich satt und verschwendet keinen Gedanken an das Wohlergehen von Tio. Dass so etwas vorkommt in diesem Roman ist echt schade, denn man kann sich in die Geschichte hineinsteigern und es gibt sehr spannende Momente, die dann aber leider zerstört werden. Ich muss zugeben, dass ich mich wirklich zwingen musste weiter zu lesen.
Ich denke, dass Problem ist, dass die Autorin unbedingt versucht hat, eine Moral in die Geschichte zu bringen, was ja auch sinnvoll ist. Es gibt immer wieder Hinweise auf diese, am Ende wird sie dann aufgelöst: Die Folgen des Krieges und die Frage nach dem Warum. Leider will die Geschichte sich nicht ganz der Moral fügen, weshalb die Moral gestellt scheint und der Roman nach dem Schema-F versauert, parallel zu den Ebenen passiert immer wieder das Gleiche: Die beiden Charaktere erkunden das neue Level, kommen in Schwierigkeiten und retten sich.
Leider wird auch die Computerspielthematik völlig unterschlagen, bis auf die Level und dass es Spieler gibt ähnelt hier nichts einem Game.
Trotzdem möchte ich das Buch ungeübten Lesern empfehlen, die etwas leichtere Kost suchen. Das Buch lädt dazu ein, Pausen zu machen und verlangt nicht viel Drumherumgedenke und -gekaue. Viel Spaß beim Lesen :).
*Erschienen bei: Baumhaus*
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Autorin / Autor: ciqa - Stand: 3. September 2012