Goldener Zaunpfahl für rosa Prinzessinnen
Pons GmbH / Klett Lerntraining erhält Negativpreis für absurdes Gendermarketing
Rosa Prinzessinnenkleid, ein niedliches Pony und liebe Tiere zieren die "Geschichten für Mädchen zum Lesenlernen", drei mal dürft ihr raten, was auf den "Geschichten für Jungs zum Lesenlernen" abgebildet ist: ein Pilot, zwei Piraten, ein Ufo und ein (großer) Hund.
Für diese klischeehafte Darstellung auf Büchern, die sich an Grundschulkinder richten, gab es für die Pons GmbH / Klett Lerntraining jüngst den Negativpreis "Der goldene Zaunpfahl". Die "Auszeichnung" würdigt besonders absurdes "Gendermarketing", das in den letzten Jahren immer mehr sein Unwesen treibt. In der "Laudatio" wurde die zweifelhafte Ehre so begründet: "Die Bücher, die als Leselernhilfe daherkommen, sind also nicht nur rosa-hellblau gelabelt. Sie vermitteln klischeehafte Inhalte und schließen Mädchen aus dem Abenteuer-Weltall-Bereich aus. Und sie geben Jungs keine Chance, sich für Tiere und Back-Partys zu interessieren." Mit ihren hellblau-rosa-Pony-Seeräuber-Klischees steht der Verlag jedoch nicht alleine da. Ob Überraschungseier oder Werkzeugkästen, Babynahrung oder Gewürzgurken, Weltgloben oder Bastelkleber, etliche Produkte werden in "männlichen" und weiblichen Varianten auf den Markt gebracht.
Nominiert waren u.a. der Kinderkleidungsversandhandel Jako-o, der für eine tolle Spielküche warb, in der das Mädchen mit Baby unterm Arm kocht, während der Junge auf einem Rollbrett sitzt und telefoniert. Auch sehr aufschlussreich war der Folgemilch-Spot von Aptamil, der schon Babys auf die passenden Rollen einschwört. Das Mädchen-Baby übt sich schon mal als Primaballerina im Tüll-Tütü, der Junge beschäftigt sich schon mal am Rechenschieber, schließlich soll er doch Naturwissenschaftler werden.
Auch Weltgloben - je nachdem in blau oder pink - machten der Jury Eindruck. Das Kinderüberraschungs-Ei - neu und nur für Mädchen - ist immer wieder eine Augenweide für Freunde traditioneller Rollenklischees, allen anderen hängt es zum Hals raus - nicht mal preisverdächtig.
Die Initiator_innen Anke Domscheit-Berg, Almut Schnerring und Sascha Verlan wollen mit ihrer Aktion drauf aufmerksam machen, welch ein mächtiger Bilderproduzent die Marketingindustrie ist, "der die Vorstellungen vom Zusammenleben in unserer Gesellschaft, von Mehrheit und Minderheit, normal und anders, vom Verhältnis der Geschlechter und nicht zuletzt unser aller Selbstverständnis mit beeinflusst." Sie wollen einer Zweiteilung der Welt in hübsche Prinzessinnen und coole Abenteurer entgegenwirken und Konsument_innen stärker für dieses Thema sensibilisieren.
Weil die Initiatoren die üblichen Einwände - ist doch nur eine Farbe, Mädchen lieben rosa, es wird gekauft, also gibt es Bedarf - bestens kennen, haben sie zu diesen Einwänden auch überzeugende Antworten parat - lesenswert :-).
Quelle:
Mehr Pinkifizierung auf LizzyNet
- Ach du pinkes Ei!
Pinkifizierung: Überraschungsei nur für Mädchen in der Kritik - Unterdrückung in Pink?
Mit ihrer Kampagne PinkStinks begehren zwei Britinnen gegen die Pinkifizierung der Welt auf. - Rolle rückwärts?
Staubsaugerstudie: Rollenbilder sind in den letzten 20 Jahren traditionell geblieben - Es wird pink!
Weltmädchentag will auf Kinderehen und schlechte Bildungschancen für Mädchen aufmerksam machen
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 7. März 2017