Ein fröhlicher Blick in die Zukunft
Eine schönere Zukunft hätten wir uns nicht wünschen können.
*miep miep miep*
Meine Finger suchen auf dem Nachttisch nach dem Wecker. Schlaftrunken setze ich mich auf und denke zurück an damals, 2010. Jeden morgen quälte ich mich aus dem Bett in die Kälte meines Zimmers. "Nachts schaltet man die Heizung aus!", so hieß es, denn jeder sparte an allen Ecken und Enden. Doch nun, seit unser Haus durch Geothermie geheizt wird, ist das kein Problem mehr. Auch das Wasser, von dem ich mich unter der Dusche berieseln lasse, ist durch Geothermie und mit Hilfe einer Wärmepumpe mollig warm. Anfangs hatte ich nicht geglaubt, dass man mit der natürlichen Wärme der Erdkruste wirklich ganze Häuser heizen und sogar Wasser erwärmen kann. Doch als auch noch bekannt wurde, dass man mit so einem Verfahren Häuser im Sommer kühlen kann und damit keine Klimaanlage mehr braucht, war ich überzeugt.
Beim Frühstücken fällt mein Blick auf die Zeitung. "Ende der Braunkohleindustrie" steht in großen, schwarzen Buchstaben auf der Titelseite. Ich grinse und freue mich. Auch Atomkraftwerke gibt es schon seit mehr als zwei Jahren nicht mehr, denn man hatte endlich andere Wege gefunden, Energie zu gewinnen und Atommüll zu beseitigen, ohne damit jemandem zu schaden. Ich lese den Artikel und erfahre, dass heute das letzte Braunkohlekraftwerk der Welt geschlossen wird. Die riesigen Gräben, die der Tagebau zurückgelassen hat, werden zugeschüttet oder in riesige Seen verwandelt. Außerdem werden die Kraftwerke so umgebaut, dass sie das seit Jahren gespeicherte CO2 effizient umwandeln. So entsteht zum Beispiel Biomasse, mit der sich Energie erzeugen lässt, Dämmmaterial für Häuser, Trockeneis und sogar Medikamente.
Nach dem Frühstück mache ich mich auf zu einem Spaziergang. Ich beschließe meine Lieblingsstrecke zu gehen, durch Wiesen und Felder zu einem kleinen, abgelegen Sandstrand. Schon von weitem höre ich das Rauschen des Wassers, welches eine riesige Mühle antreibt, die den nördlichen Teil meiner Stadt zu fast 5% mit Strom versorgt. Zusammen mit einigen Windrädern, die etwas außerhalb liegen, Geothermie an so vielen Standorten wie möglich und riesigen Photovoltaik- und Solarthermieanlagen, die sich auf mittlerweile jedem Haus der Stadt breit gemacht haben, ist es gelungen, genau diesen nördlichen Teil der Stadt selbstständig mit Energie zu versorgen. Es gab ein riesiges Fest, sämtliche Politiker kamen und haben uns beglückwünscht, die Zeitungen, das Fernsehen, alle waren sie da. Mittlerweile ist das jedoch normal geworden. So gut wie jede Stadt hat einen Bereich, der sich um sich selbst kümmern kann. Außerdem hat jede Stadt eine Partnerstadt, die bei Notfällen einspringen kann.
Ich mache es mir im Sand bequem und schließe die Augen. Erinnere mich zurück an damals, als ich mit einer Gruppe Jugendlicher zusammen saß und wir uns Gedanken um unsere Zukunft machten. Niemals hätten wir erwartet, dass sie so aussehen würde. Wir sparten Energie wo es nur ging, machten uns Sorgen um Atomkraftwerke, den Braunkohleabbau, Öl. Und wie ist es nun? Regenerative Energie war die Lösung unserer Probleme. Eine schönere Zukunft hätten wir uns nicht wünschen können.
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Autorin / Autor: dielinn