Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Gelangweilt starrte Kayla auf das Schild, das vor ihr stand. “Führungen täglich 12:00, 14:00 und 16:00 Uhr“ stand darauf. Gedankenverloren schlenderte sie den Gang entlang, mit dem Blick auf ihr Handy gerichtet. Sie musste sich mit Tetris spielen ablenken, denn das monotone Gelaber des Reiseführers brachte sie fast zum Einschlafen.
Kayla war nicht gerade begeistert, als ihre Eltern ihr eröffneten, dass sie ganze 2 Wochen Urlaub in einem alten Schloss machen würden. 4 Tage wären ja vielleicht noch in Ordnung, aber gleich 2 Wochen? Das ist definitiv zu viel! So lange alleine mit ihren Eltern und ihrem kleinen nervigen Bruder… schrecklich langweilig!
Zurück zum eigentlichen Thema. Als Kayla den Kopf hob stellte sie fest, dass sie alleine im Kerker des Schlosses war. Beim Tetris spielen war sie wohl so vertieft gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, dass die Reisegruppe mitsamt ihrer Eltern schon weitergegangen war. Sie rief ein paar Mal nach ihren Eltern, doch nur ihr Echo, das ihr von den dicken Steinwänden entgegenkam, antwortete ihr. Verzweifelt sah sie sich um, doch niemand war in Sicht. Sie versuchte ihre Eltern anzurufen, doch sie hatte keinen Empfang; klar das hätte sie sich denken können, schließlich war sie in einem Kerker. Die vielen Gänge verwirrten sie, zudem war der Kerker ziemlich unheimlich. Durch die kleinen Fenster konnte sie sehen, dass es draußen wie aus Eimern schüttete. “Na toll, ich hab mich verlaufen, es regnet und ich sitze alleine und ohne jede Orientierung in einem dunklen, abartigen Keller! Am besten setze ich mich hier hin, die werden mich schon finden“, dachte Kayla und setzte sich auf eine kalte Treppenstufe. Einige Minuten saß sie da und überlegte, wie sie hier wieder rauskommen könnte.
Plötzlich ertönten ein paar leise Klaviertöne. Was könnte das sein? Sie wurde neugierig, stand auf, und ging in die Richtung aus der die Musik kam. Sie bog um ein paar Ecken, vorbei an riesigen Spinnenweben und dicken Holztüren, die allesamt mit schweren Metallketten verschlossen waren. Kayla lief ein Schauer über den Rücken, denn durch die Fackeln an der Wand konnte sie ihren Schatten sehen bevor sie um die Ecke ging, so dass es aussah als wäre dort ein riesiges Monster. Je weiter sie ging, desto lauter wurde die Klaviermelodie. Die Musik klang ganz schön schaurig in dieser Umgebung.
Sie war in einer Sackgasse angekommen und die Musik war nun ganz nah. Woher diese kam wusste sie aber nicht. Auf einmal sah sie eine Tür hinter einem Wandvorsprung. Da es sehr dunkel war und man die Tür schlecht von der Wand unterscheiden konnte, hatte Kayla sie im ersten Augenblick nicht wahrgenommen.
Die Tür war angelehnt und durch den Spalt fiel etwas Licht. ‚Was sich wohl dahinter verbirgt?’ Ängstlich und gleichzeitig erwartungsvoll öffnete sie die knarrende Tür.
Hinter der Tür verbarg sich eine steile Wendeltreppe aus Stein, nur beleuchtet durch eine Laterne, die an der Wand hing. Ein kalter Lufthauch wehte von unten zu ihr hoch. Kaylas Nackenhaare sträubten sich und sie fragt sich, ob es eine gute Idee wäre, weiter zu gehen.
Doch ihre Neugier war stärker als ihre Furcht, daher machte sie sich an den Abstieg mit der Laterne in der Hand.
Die berauschende Musik hatte zwischendurch aufgehört, jetzt fing sie wieder an mit einer neuen faszinierenden Melodie. Sie folgte dem Klang und wurde mit jedem Schritt nervöser. ’Wer war dort unten? Welcher Mensch konnte so wundervoll Klavier spielen?’
Endlich erreichte sie das Ende der Treppe und sah eine weitere angelehnte Tür aus der die Musik drang. Langsam und mit leisen Schritten bewegte sie sich auf die Tür zu und lugte durch den Spalt.
Sie sah einen großen Raum mit hoher Steinmauer umgeben, eingerichtet mit ziemlich altmodischen Möbeln wie sie fand, aber es sah gemütlich aus.
Kayla drückte die Tür einen Spalt weiter auf und sah an der gegenüberliegenden Wand ein Kaminfeuer knistern. ‚Aber wo war das Klavier?’
Sie lehnte sich weiter an die Tür um mehr vom Raum sehen zu können als sie ihr Gleichgewicht verlor und in den Raum stolperte.
Die Musik verstummte sofort. Stille. „Wer bist Du? Was hast du hier zu suchen?“ Kayla blickte auf und sah ihn. Vor ihr stand ein Junge, er hatte pechschwarze Haare, eine dunkle Haut und scharfe eisblaue Augen die sie wütend anstarrten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie blöd sie ihn anstarrte und augenblicklich stieg ihr die Röte ins Gesicht. „Es tut mir Leid, ich habe mich verlaufen und dann war da diese Musik und ich bin ihr gefolgt, stammelte sie. Sein Anblick machte sie nervös, sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Es war so als hätte sie innerhalb weniger Sekunden alle Wörter vergessen.
„Du hast hier nichts verloren, dieser Teil des Schlosses ist für alle Besucher strengstens verboten. Wenn dich hier einer sieht, bekommst du mächtig Ärger und ich ebenfalls.“ Er rührte sich nicht, stand immer noch an gleicher Stelle, nur sein Blick hatte nicht mehr diese Wut, eher „Es tut mir Leid, das wollte ich nicht. Kannst du mir den Weg zurück zeigen? Wie heißt du eigentlich?“ Jetzt sprudelten die Wörter wieder aus Kayla heraus. Sie wollte noch nicht gehen, sie war viel zu fasziniert von diesem Jungen und seiner Musik. Sie ging ein paar Schritte weiter in den Raum hinein und sah sich genauer um. Der Raum war voll mit Bücherregalen, ein langer Tisch stand da und Zeichnungen hingen an den Wänden.‚ Ich bin Neel und das hier ist mein Zimmer. Darf ich erfahren mit wem ich es zu tun habe?’‚ Ich heiße Kayla und ich mache mit meiner Familie Urlaub im Schlosshotel. Wir haben eine Führung gemacht und die war nicht gerade spannend und da musste ich mich irgendwie anders beschäftigen und hab den Anschluss verloren, ja und dann habe ich deine Musik gehört’, langsam taute Kayla auf. ‚Ich kenn die Führungen, Neel lachte. Die sind wirklich langweilig. Ach, wenn du schon mal hier bist kann ich dich auch etwas vor der Langweile bewahren.’ ‚ Das ist nett. Wie kommt es eigentlich dazu, dass du in einem Schloss wohnst?’, Das ist eine lange Geschichte…, begann er zu erzählen. Abermals zog er Kayla in seinen Bann. Und komischerweise fühlte es sich an, als würden sie sich schon Jahre kennen.
Autorin / Autor: Lilly1996, 13 Jahre - Stand: 14. Juni 2010