Schneekind

Ich wanderte durch eine Wüste aus Schnee...

Ich wanderte durch eine Wüste aus Schnee. Umgeben von Dunkelheit. Ich war losgelaufen, weil ich auf der Flucht war. Auf der Flucht vor der Sonne. Auf der Flucht vor der Wärme. Auf der Flucht vor den Menschen. Immer öfter musste ich sie bezwingen, immer seltener fand man mich. Ich war das Schneekind. Mein weißes Kleid hing wie ein nasser Lappen an meinem Körper und meine nackten Füße spürten die Wärme die den Schnee langsam schmelzen ließ. Ich summte leise ein Lied.

„Es war im Dunkeln, ein helles Funkeln, da war ein Leuchten in der Nacht, da war ein Singen ein helles Klingen – das hat uns alle froh gemacht.“ Traurig war ich und traurig sang ich dieses Lied. Lange hatten die Menschen schon nicht mehr in die Winternacht geschaut. Lange hatten sie die Melodie nicht mehr gehört. Vielleicht vergessen? Jedes Jahr gab es weniger Menschen, die sich den Schnee wünschten. Weniger, die in die Nacht lauschten. Weniger, die das Funkeln wahrnahmen. Weiter lief ich durch den Schnee. Wie lange würde es mich noch geben? War jetzt schon Tausende von Jahren alt, aber aufhören wollte ich nicht, gab die Hoffnung nicht auf.

Meine Schritte wurden langsamer und dann blieb ich stehen. Ich spürte, etwas veränderte sich. Der Boden unter meinen Füßen verlor all die Wärme und auch mein Kleid wurde wieder weiß. Leise fing es an zu schneien. Ich wusste die Menschen hatten mich doch nicht vergessen, hatten sie das letzte Funkeln gesehen? Ich setzte mich auf den Schnee und schaute in den Himmel. Die Millionen Kristalle funkelten und leuchteten, als wären sie nicht von dieser Welt. Ich fing wieder an die Melodie zu singen, diesmal lauter damit es all die Herzen erreichen konnte die auch das Licht von der Ferne sahen. Sie alle sahen das Zauberlicht dieser Adventsnacht und hatten ein Lächeln auf den Lippen. Den auch sie wussten, dass sie etwas Besonderes gesehen hatten.

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Autorin / Autor: tecna15 - Stand: 27. November 2008