Weihnachten mit neuen Freunden
Weihnachten am Bahnhof - es wurde das schönste Weihnachten aller Zeiten.
Ich lief und lief und lief, immer gerade aus zum Hauptbahnhof. Einfach nur von zu Hause weg. Heute war Weihnachten. Aber meine Eltern hatten das Fest der Liebe vergessen! Wie kann man das denn? Zwar wusste ich, dass wir immer sehr beschäftigt sind, weil mein Vater ein sehr, sehr berühmter Sänger, aber wie kann man Weihnachten den vergessen??
Eine Träne kullert mir über die Wange. Mein einziger Gedanke war: "Einfach nur weg von hier". Ich wollte zu meinen Freunden nach Amerika mit dem Zug fahren. Nach ein paar Minuten war ich endlich da. Schnell rannte ich zum Fahrplan, um zu schauen, wann der nächste Zug losfährt. Vor 13 Minuten war der letzte Zug gefahren. "Mist!", fluchte ich vor mich hin, "und was soll ich jetzt tun?" Völlig aus der Puste setzte ich mich auf eine Bank. Nach Hause wollte ich natürlich nicht mehr, meine Eltern sollten schließlich dafür büßen was sie getan hatten! Minuten und Stunden vergingen. Mir war richtig kalt geworden und ich dachte an mein Bett, das kuschlig warm wäre, an den Kaminofen, der brennen würde und an einen schönen, warmen Kakao, aber schnell schüttelte ich die Gedanken beiseite. "Lieber frieren, als bei diesen schrecklichen Eltern zu sein", murmelte ich stocksauer vor mich hin. Doch plötzlich hörte ich Stimmen, die immer näher kamen. Schnell versteckte ich mich hinter einen Süßigkeitenautomaten. "Hey Lina, hast du die Plätzchen dabei?", fragte ein Mädchen das andere, "ja klar!! Hast du den Tee bekommen?". Es nickte. Ich sah vier Kinder, so in meinen Alter, die leise miteinander lachten, sangen und redeten. Ich wunderte mich sehr und ging auf sie zu, um sie zu fragen was sie hier in dieser Kälte machten. Alle vier starrten mich entgeistert und mit offen Mund an. "B-bist du n-nicht d-d-das Mädchen v-von dem b-berühmten Sänger?", fragte mich ein Mädchen bibbernd. Ich nickte nur und wollte das Thema schnell wechseln, setzte mich zu ihnen und fragte was sie hier taten. Alle antworteten wie aus einem Mund: "Weihnachten feiern, was sonst?" Jetzt blieb mir der Mund offen stehen: "Hier? In dieser Kälte? Und was ist mit zu Hause?" "Wir haben kein zu Hause!", murmelt ein Mädchen traurig und schon liefen ihr Tränen über die Wangen. Schnell tröstete ich sie, aber trotzdem blieb mir die Spucke weg. Kein zu Hause? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Die vier fragten mich nach einer Weile, ob ich mit ihnen feiern wollte, und da stimmte ich natürlich zu, denn jetzt war ich wenigstens nicht mehr alleine. So erzählte ich ihnen etwas von mir, und sie erzählten mir etwas von ihnen und es wurde das schönste Weihnachten aller Zeiten, auch ohne viel Geld und Ruhm. Nach dem tollen Weihnachtsfest, schlenderteten wir zu mir nach Hause und ich versöhnte mich wieder mit meinen Eltern, die sich tierisch um mich gesorgt hatten. Die anderen vier bekamen von uns eine Spende, so konnten sie sich eine kleine Hütte kaufen und mussten nicht mehr frieren. Das aller beste kommt aber noch. Seitdem hatte sich nichts geändert. Ich hatte neue Freunde, die sich nicht nur für das Geld interessierten, und wir feierten seitdem jedes Weihnachten am Bahnhof, mit Plätzchen und Tee.
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Autorin / Autor: fleur - Stand: 24. November 2008