Warten auf Liebe
Es war der Dritte Advent...
Es war der Dritte Advent. Ich saß im Zug. Immer an diesem Tag besuchte ich den Menschen den ich liebte. Ich dachte nach. Beobachtete den Schnee, der sich sanft auf die Bäume und Wiesen legte. Viel zu schnell raste der Zug daran vorbei. Viel zu schnell. Ich wollte mich daran festhalten. Wollte das Bild im Kopf behalten. Doch es fiel mir schwer.
Der Zug fuhr langsam am Bahnhof ein. Die Menschen stürmten zum Ausgang, freudig auf das was kam. Es war schließlich der Dritte Advent, da hatte man was zu tun und glücklich zu sein. Langsam stand auch ich auf und bewegte mich zum Ausgang. Auf dem Bahnsteig angekommen sah ich mich um. Er war noch nicht da. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete. Ich sah Menschen, manche hektisch, manche voller Vorfreude, manche warteten so wie ich. Es war kalt und eisig im Bahnhof und die meisten Menschen kamen und verschwanden schnell.
Bei dieser Kälte wollte jeder zu Hause vor einer heißen Tasse Kaffee oder Tee sitzen, den leise rieselnden Schnee beobachten und mit den engsten Menschen ein Licht anzünden. Ich wartete allein. Der Tag verschwand langsam immer mehr zwischen Schnee und Dunkelheit. Immer weniger Menschen liefen den Bahnsteig entlang und es war stiller geworden. Irgendwo im Bahnhof stand jemand mit einer Geige. Leise Melodien trug der Wind zu mir herüber. Ich hoffte er würde nicht aufhören.
Später, ich saß immer noch auf der Bank und wartete, holte ich ein kleines Buch aus meiner Tasche. Ich fand ein Foto von ihm und las ein paar Worte, die er mal zu mir gesagt hatte. Er sagte damals, dass es was ganz besonderes sei die Liebe im Herzen zu tragen und nicht zu vergessen, dafür zu kämpfen und sich nicht von den Schmerzen umbringen zu lassen. Ich zündete drei Kerzen an die ich aus meiner Tasche geholt hatte und mir lief eine Träne die Wange herunter. Er hatte es gesagt, vor vielen Jahren, ich hatte seine Worte nie vergessen, hatte ihn nie vergessen. Damals an diesem Bahnhof. An diesem Bahnhof hatte er seine Schmerzen beendet, hatte er aufgegeben, hatte er sich von mir verabschiedet. Ich wartete auf ihn. Wartete jedes Jahr, jedes Jahr am Dritten Advent.
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Autorin / Autor: tecna15 - Stand: 25. November 2008