Vertrauen ist das wertvollste und zerbrechlichste aller Gefühle!

Wettbewerbsbeitrag von Anna Sophie Mostersteg, 17 Jahre

Normale Tage, was war das schon? Jeden Tag passierte etwas Neues, Beleidigungen, Erniedrigungen und Ausgrenzung, doch das sind die Erlebnisse, an denen wir wachsen. Es kostete Überwindung, anderen meine Meinung über Dinge zu offenbaren, doch der alleinige Gedanke daran, brachte mich schon ein Stück weiter. „Das ist so nicht ganz richtig“ oder „Weißt du, dass du andere verletzt?“. Es tat sehr weh, doch im Nachhinein hätte ich es nicht anders gemacht. Falsche Freunde und hinterlistige Pläne, Beleidigungen und angeschrien werden, obwohl ich keinem etwas getan habe. Ich werde es nie verstehen, warum manche diese Sachen zu mir sagten und warum unsere Gesellschaft immer nach Anerkennung strebte. Mir wurde vor einiger Zeit, um genau zu sein, vor ca. 4 Jahren gesagt, dass ich keine Meinung über gewisse Styles haben durfte, weil meine Augenbrauen unsichtbar waren, um genau zu sein, so hell waren, dass man sie gar nicht sehen konnte. Daraufhin färbte ich sie, sogar vor den Augen der besagten Person. Einige Zeit später wurde ich als Aussätzige betitelt und mir wurde vorgeworfen, dass ich mich nur selbst bemitleidete. Doch immer, wenn ich mit anderen darüber redete, wie es mir ging, kam immer nur ein „hab dich nicht so“ oder „ach, die Zeit geht vorüber“. Ja, die Zeit wird vorübergehen, doch selbst wenn, dann tut es trotzdem weh, in genau diesem Moment. In den Zeiten von Social Media, der Pubertät und des Krieges, ist es nicht selbstverständlich, mit allem sofort klarzukommen. Es ist schwierig und genau deswegen schreibe ich dies gerade. Von einem kleinen Kommentar bis hin zu Erniedrigungen, all dies tut weh und ich frage mich immer wieder „Warum tun sie das?“, „Warum gerade ich?“. Doch selbst wenn ich um Rat bat, kamen nur Antworten wie „Nimm dir das nicht so zu Herzen“, „Die machen das nur, weil sie selbst Komplexe haben“. Doch selbst wenn, selbst wenn sie Komplexe haben, was habe ich damit zu tun? Und mir vorzuwerfen, dass ich keine Meinung hätte, weil meine Augenbrauen fast unerkenntlich sind, ist das regelrecht absurd. Und was war meine Reaktion auf diese Aussagen? Ich habe meistens nicht einmal versucht mich zu wehren, denn selbst wenn, würde mir das wieder nur einmal vorgehalten werden. Es würde nichts bringen, wenn ich mich gegen sie wehrte, also bin ich einfach weggegangen und ja, ich habe geweint. Sehr sehr oft und sehr sehr lange. Dies zeigt mir nur wieder, wie verquer unsere Gesellschaft ist. Doch so oft, wie es mir gesagt wurde, dachte ich es selbst irgendwann. Ich dachte von mir selbst, dass ich fett und hässlich bin. Ich dachte, dass ich zu schlechte Noten habe und nicht singen konnte. Meine Eltern sagten immer wieder, wie gut meine Noten doch waren, mein Gesangslehrer machte mir bewusst, dass ich sehr wohl singen konnte. Doch das ich schön war, das sagt mir nie auch nur einer. Meine beste Freundin war immer für mich da, als meine Oma im Krankenhaus war und es ihr selbst nicht einmal gut ging, als ich von all meinen anderen Freunden verlassen wurde. Doch durch solche Erlebnisse habe ich gemerkt, dass meine Freunde nicht wirklich meine Freunde waren. Sie haben kurz einen Gefallen an mir gefunden und mich danach einfach fallen gelassen. Ich war alleine für einige Zeit, es tat gut aber ich war nun mal alleine. Ich lernte durch Enttäuschungen was ich vielleicht falsch gemacht habe oder wie andere mich wahrnehmen. Ich war immer sehr laut, doch jetzt, ich erkenne mich selbst nicht einmal wieder. Ich bin leise, vertraue niemanden und denke nicht mehr daran, ob es falsch ist oder nicht, wenn ich mich melde. Nicht einer dem ich je etwas anvertraut habe, hat es für sich behalten oder mich einfach unterstützt. Ich erzählte es ihnen, damit ich Unterstützung bekam und weil ich einen Zuhörer brauchte. Sie antworteten mir nur mit Sachen, die ich ihrer Meinung nach falsch gemacht habe, oder „Ist ja kein Wunder warum du keine Freunde mehr hast.“ Es tat weh, doch ich hatte noch nicht mal mehr einen, der mich in die Arme nahm, also suchte ich bei mir selbst nach Zuflucht. Ich suchte nach mir selbst und nach den Gründen, warum ich so unzufrieden war und nun mal so war, wie ich nun mal bin. Doch wir wachsen an unseren Fehlern, genau wie wenn Vögel z.B. Marienkäfer essen und bemerken, dass diese eher ungenießbar sind. Sie scheiden eine Flüssigkeit aus und durch ihre prägnante rote Farbe erkennen die Vögel, dass diese sich eher von Marienkäfern fernhalten sollten. Meine Gedanken, durch diese ich einige schlaflose Nächte hatte, würden nicht vom einen auf den anderen Tag verschwinden, sie werden mit der Zeit verschwimmen, aber sich nicht völlig auflösen. In den heutigen Zeiten mag es normal sein, über Suizid nachzudenken, aber warum kam es überhaupt soweit? Ich konnte mich letztes Jahr nicht einmal über einen Notendurchschnitt von 1,4 freuen, obwohl dies mein bester überhaupt war. Andere sagten nur „Ach, schön für dich.“ Danke, dass sich nicht einmal mehr die eigenen Freunde darüber freuten, was war das für eine Freundschaft? Es war nun mal so, dass sie hochbegabt waren, aber Zeit für alle anderen Freunde außer mich hatten. Ja, ich war anders als andere, aber die anderen waren nicht besser als ich. Sie dachten von sich selbst oft, dass sie besser waren und zeigten es, indem sie mit ihren Klausuren vor allen geprahlt haben. Eine 1, wow. Dieser Drang nach Anerkennung war nichts mehr als fehlendes Selbstbewusstsein. Ich merkte das alles viel zu spät. Als ich es bemerkte, war es schon soweit, dass ich ganz alleine war. Es gab niemanden mehr außer meiner besten Freundin. Alle meine einstigen „Freunde“ haben mich verlassen, aus welchen Gründen auch immer. War es, weil ich nicht gut genug war und nicht schön genug war, warum sie mich „fettes Schwein“ nannten, oder dass ich nicht beliebt genug war und deswegen eine „Aussätzige“ war? Was war der Grund? Eine „Freundin“ erzählte mir einmal, dass ihre Mutter ihr, als sie ein Kind war, erzählte, dass sie viele Freunde haben würde, wenn man gut in der Schule wäre und immer nur gute Noten mit nach Hause bringen würde. Das ist kompletter Schwachsinn. Man hat nicht mehr Freunde, wenn man gute Noten hat, das sind dann allerhöchstens falsche Freunde, genau wie sie es auch war. Sie verließ mich ebenso. Und ich war wieder alleine. Es gab noch eine andere Freundin, sie war hochbegabt und erzählte mir immer, dass Noten nichts über einen aussagten. Selbst gab sie aber echt einiges dafür, immer die Beste zu sein, sie war ganz schön hinterlistig, selbst wenn es niemand außer mir bemerkte und auch ich, leider zu spät. Sie sprach außerdem von nichts anderem, als sich selbst, andauernd wechselte sie von dem eigentlichen Thema zu ihr selbst. Sie hatte nie Zeit für mich und wies mich nur noch ab. Sie hatte ja nie „Zeit“ für mich, aber konnte sich mit anderen quasi jedes Wochenende treffen. Ich begriff nach einiger Zeit nun endlich, dass sie einfach nicht wollte und zog mich zurück, von nun an war ich in der Schule völlig alleine. Noten sagten nichts über Menschen aus und dennoch war es in Ordnung, immer sein Bestes geben zu wollen und das bestmögliche Ergebnis ebenso. Es zählten keine Statusgüter, wie Kleidung oder Accessoires. Das einzige, was zählte, war die Persönlichkeit. Ich lernte dies allerdings erst nach etlichen Niederlagen, Panikattacken und falschen Freunden. Ich mag vielleicht im Moment quasi niemanden haben, aber ich wachse und sollte versuchen, an mir selbst zu arbeiten und nicht immer die Fehler bei anderen zu suchen. So wie die Schulzeit irgendwann vorübergeht, nimmt auch jede schlimme Zeit irgendwann ein Ende. Und selbst wenn meine Träume „lächerlich“ oder „unerreichbar“ sind, sind es immer noch Gründe, dafür zu kämpfen und zu lernen.

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Am 27. November 2022 fand die Lesung zum Schreibwettbewerb VERWANDELBAR statt, bei der fünf der Gewinner:innen ihre wunderbaren Texte präsentierten. Moderiert wurde die Lesung durch den Autor Manfred Theisen, der auch Mitglied der Jury war.

Autorin / Autor: Anna Sophie Mostersteg, 17 Jahre