Es war Herbst. Das erkannte man daran, dass die Bäume schon ihre Blätter verloren.
Auch die Blätter, hatten schon ihre Farbe verändert.
Von grün zu gelb, orange und rot.
So schöne warme Farben, dachte ich.
Obwohl es draußen manchmal kalt war, ließen mich die warmen Farben des Herbstes die Kälte vergessen.
Der Boden, voll mit buntem Laub. Das sah immer besonders schön aus, im Herbst, fand ich.
An diesem Herbsttag, ging ich in den Wald.
Es war etwas kühl an diesem Tag. Es regnete aber nicht. Der Himmel war auch ganz klar. Ein schöner Herbsttag, um ehrlich zu sein.
Ich spazierte durch den Wald. Es war ruhig.
Von Weitem konnte man Kinder mit ihren Eltern sehen. Sie sammelten Pilze. Der Wald war voller Pilze, große und kleine.
Ich ging den Weg, den ich immer ging. Dabei vergaß ich mich in meinen Gedanken. Ich war traurig.
Ich befand mich zurzeit in einer schwierigen Situation. Den Weg nach draußen wusste ich aber auch nicht.
Ich fragte mich, wieso alles immer nur so schwierig ist...?. Kann nicht einmal... endlich etwas einfach sein...?.
Wieso fragte ich mich all diese Dinge überhaupt?.
Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass ich vom Weg abgekommen war. Ich blieb stehen.
Ich schaute mich etwas um, in der Hoffnung den Weg zurück zu finden.
Dann sah ich, direkt vor meiner Nase, ein Rehkitz.
Es sah mich mit seinen tiefen schwarzen Augen an.
Ich war ganz vorsichtig. Ich wollte es nicht erschrecken. Das Rehkitz bewegte sich aber kein Stück.
Es stand einfach nur da und sah mich mit seinen tiefen schwarzen Augen an. Es schien so, als hätte es keine Scheu vor mir. Es sah so aus, als würde es mir etwas sagen wollen. Ich versuchte näher zu kommen, doch dann lief es davon.
Ich folgte der Richtung, in der das Rehkitz verschwand. Ich war neugierig. Neugierig... wo der Weg wohl hinführen würde. Ich war ja ohnehin schon vom Weg abgekommen, dachte ich. Also wieso nicht einen neuen Weg ausprobieren.
Es war ein langer müder Weg. Es schien mir so, als hätte der Weg kein Ende mehr. Doch meine Neugier war zu groß, um wieder umzukehren.
Ich wollte unbedingt wissen, was am Ende des Weges wohl sein möge. Also ging ich weiter.
Langsam wurde ich aber immer müder. Dennoch hielt es mich nicht davon ab, immer weiter zu gehen.
Ohne es zu bemerken gelang ich an einen Ort.
Einen Ort, den man sonst nur aus Geschichten kannte. So einen schönen Ort, hatte ich zuvor noch nie gesehen.
Ein großer See, umringt von bunten Bäumen, die sich im Wasser spiegelten.
Das Wasser so klar, dass man durch sehen konnte.
Die Wolken, die mittlerweile daher gezogen waren, spiegelten sich auch im Wasser.
Das schönste aber waren die Geräusche.
Ich setze mich auf einen kleinen Hügel in der Nähe des Wassers. Es war so ruhig, dass man der Natur lauschen konnte. Ich hörte dem Gesang der Vögel zu.
Im Hintergrund das Rascheln der Bäume, das leichte Rauschen des Windes und das Geräusch des ruhig dahin strömenden Wassers.
An diesem Ort fühlte ich mich so, als würde die Zeit stehen bleiben. Ich dachte..., wie schön es doch wäre, wenn die Zeit wirklich einfach stehen bleiben könnte. Am liebsten würde ich diesen Ort nie wieder verlassen. Alle meine Sorgen waren wie vom Wind weg geblasen.
Ich fühlte mich zum ersten mal... nach langer Zeit, wieder frei. Frei von jeglicher Trauer und Sorge.
Es wurde Nachmittag.
Im Herbst ging die Sonne schon immer etwas früher unter. Ich saß immer noch auf dem Hügel.
Ich genoss die Ruhe. Nach dem Sonnenuntergang...
Nach dem Sonnenuntergang mache ich mich auf den Weg zurück, sagte ich mir.
Also wartete ich bis die Sonne unter ging.
So ein Spektakel, habe ich mir nicht mal im Traum vorstellen können. All die Farben verschmolzen, die sich im Wasser reflektierten. Sie strahlten eine Wärme aus, die jedes Eis brechen könnten, dachte ich.
In diesem Moment wurde mir klar, wie viele schöne Seiten das Leben haben kann.
Seiten, die manchmal übersehen werden.
Seiten, die nicht jeder sehen kann.
Ich war dankbar dafür, leben zu dürfen. All diese schönen und schlechten Seiten sehen zu können.
Manchmal wünschte ich mir, nicht mehr hier zu sein. Jetzt wurde mir aber bewusst, wie wertvoll es ist, ein Teil dieser Welt zu sein. Mit all ihren guten und schlechten Seiten.
Auf der anderen Seite des Sees, konnte man Menschen sehen. Es wurde dunkel.
Jetzt...jetzt ist es so weit. Ich muss gehen, sagte ich.
Also stand ich auf.
Nun stand ich dort, auf dem Hügel, in der Nähe des Wassers. Ich stand dort und wollte nicht gehen.
Dieser Ort öffnete mir die Augen. Er zeigte mir, dass es nicht nur einen weg gibt. Manchmal ist es gut vom weg ab zu kommen, dachte ich in diesem Moment.
Ich drehte mich um. Da stand es wieder.
Das Rehkitz. Direkt vor meiner Nase.
Mit seinen tiefen schwarzen Augen, stand es dort. Wieder sah es mich nur an. Wieder sah es so aus, als hätte es mir etwas sagen wollen.
Doch dieses mal, sagte ich etwas zum Rehkitz.
„Dankeschön...Dankeschön, dass du mir den Weg gewiesen hast“!!