*Ur-Kraft*
„Es ist aber auch heiß“, seufzte Theas Vater, „jeden Sommer gibt es weniger Abkühlungsmöglichkeiten!“ Thea runzelte die Stirn: „Wie meinst du das?“ „Hast du schon einmal von der Ur-Kraft gehört?“, fragte ihr Vater mit einem weiteren Seufzer. „Nein eigentlich nicht“, meinte Thea. „Ich will dir die Geschichte erzählen“, sagte ihr Vater nach kurzem Zögern, „setz dich doch zu mir!“ Und dann fing er an zu erzählen: „Früher war es auch warm im Meer, doch die Bewohner konnten sich in klimatisierten Wasserbädern abkühlen, oder andere Abkühlungsmöglichkeiten nutzen. Die Maschinen um sie herum sammelten den Müll ein. So vergingen die Tage, die Bewohner (von Aalen über Ozeanen bis zu Seesternen damals noch sehr viele).
Als die Wende zum Herbst kam führten die Bewohner das Opfer an Ur-Kraft-Ritual durch. Die Stadt war wie leergefegt, denn alle Bewohner hatten sich am Meeresgrund versammelt. Jeder und jede hatte Essen mitgebracht, welches sie dann auf den Meeresgrund warfen, wo es nicht liegen blieb, sondern verschwand.
Als die Bewohner nach dem Ritual in ihre Stadt zurückschwammen, war die Stadt wie verwandelt, es war als hätte sich alles dem Herbst angepasst. So verwandelte sich die Stadt jede Jahreszeit zum Besten der Bewohner.“ Als Michi, Theas Vater, die Geschichte beendet hatte, staunte Thea: „Das hört sich ja fantastisch an!“ „Ja, doch nun da es so viel Plastikmüll gibt und das Meer immer wärmer wird, ist die Ur-Kraft schläfrig und kann uns nicht mehr dienen!“ Als Thea das hörte, wurde sie wütend. „Dann müssen wir zu den Menschen gehen und ihnen sagen, dass das nicht so weiter gehen kann!“ Ihr Vater wurde blass im Gesicht. „Wie kommst du nur auf solche Gedanken?! Die Ozeanen, die es versucht haben, kamen nie zurück!“ Thea wurde dadurch nur noch trauriger und wütender. „Gerade deshalb müssen wir es wieder versuchen!“ „Aber Schatz, nein das geht nicht!“ „Warum denn nicht!“ „Weil…, ich möchte nicht darüber reden“, sagte Michi. Thea schwamm in ihr Zimmer.
*Beschluss*
Sie fand die Vorstellung schlimm, dass andere ihrer Art bei den Menschen eingesperrt waren. Sie wusste, dass sie jetzt da sie wusste, wie es früher einmal gewesen war, keinen Tag mehr leben könnte, ohne sich zu fragen: „Hätte ich nicht etwas ändern können?“ Sie ging ans Fenster und sah zur Meeresoberfläche hinauf. Noch nie war sie dort gewesen. Wusste Luan, ihr Freund von dem Leben der früheren Ozeanen? Wenn ja, hatte er schon einmal darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn sich an ihrem jetzigen Zustand nichts ändern würde?
Wie so oft dachte sie an ihre Mutter. Plötzlich schoss ihr ein schlimmer Gedanke durch den Kopf! Was wäre, wenn ihre Mutter, als Thea noch klein war, aufgebrochen war, um dafür zu sorgen, dass die Ur-Kraft aufwacht! Nun war es für sie entschieden, sie musste ihre Mutter zurückholen. „Entschuldigung Papa! Aber ich werde Mama zurückholen!“, flüsterte sie. Dann schwamm sie hinaus.
Sie war zu Luan geschwommen und rief leise seinen Namen. Bald tauchte ein Kopf aus dem Fenster. „Komm runter ich muss dir was erzählen!“ Als Luan unten angekommen war, fing Thea an zu reden: „Hast du schon mal etwas über die Ur-Kraft gehört?“ „Nein, eigentlich nicht. Was ist das?“ Und Thea fing an ihm alles, was sie über die Ur- Kraft wusste, zu erzählen. Luan war empört. Irgendwann meinte Thea: „Ich glaube, meine Mutter ist aufgebrochen, um die Menschen zurechtzuweisen. Und was wäre…“ Luan unterbrach sie: „Was wäre, wenn mein Vater mit deiner Mutter mitgegangen ist?!“ Sie schauten sich entsetzt an. Aber für sie beide war klar, sie wollten ihre Eltern finden. Thea hatte sie zum Stadtrand gelenkt. Düster sagte Thea: „Wir sind am Stadtrand.“
*Befreiung*
Um an Land zu gehen, mussten sie mehreren Schiffen ausweichen, doch dann hatten sie es geschafft. Als Thea an Land los gehen wollte, machte sie wie gewohnt Schläge mit der Schwanzflosse, um voranzukommen, doch dabei fiel sie hin. Luan lachte. „Versuch du doch mal voranzukommen!“, meinte Thea schmollend. Luan macht einen wackeligen Schritt. Nach ein paar wackeligen Schritten gingen sie landeinwärts. „Ahh!“ Plötzlich wurde Thea schwarz vor Augen. „Thea, folge deinem Herzen, dann findest du, was du suchst!“ „Luan, ich weiß, wo wir lang müssen!“ „Oh Göttin bin ich froh, dass du wieder wach bist!“ Plötzlich sah Thea eine goldene Spur. „Da, da müssen wir lang!“ Und sie rannte los. Luan folgte ihr. Sie rannten durch Wälder und überquerten Brücken. Thea schien zu wissen, wohin sie wollte.
Endlich hielt sie an. Beide kamen zum Stehen. „Boa!“, staunte Thea. „Was?“ „Na, siehst du es nicht?!“, fragte Thea ungläubig. Plötzlich begann die Stimme wieder zu reden: „Er kann das alles nicht sehen, sag ihm, er soll warten und sich keine Sorgen machen!“ „Ich muss da rein Luan, warte hier und mach dir keine Sorgen!“, meinte Thea beruhigend. „Ja ok…“, sagte Luan träumerisch. Thea ging in die Burg hinein. Schon nach einigen Schritten sah sie die Gefängnisse, sie waren mit Wasser befüllt und Ozeanen schwammen innen drin. Plötzlich versperrten Menschen ihr den Weg. „Hier geht’s leider nicht weiter!“, sagte einer von ihnen spöttisch. In Thea ballten sich gewaltige Stürme an Wut zusammen, und dann explodierten die Gefängnisse der Ozeanen und die ganzen Wassermassen trafen die Menschen.
Die Ozeanen kamen langsam auf sie zugelaufen, Thea wollte nur noch zum Meer. Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und bat das Wasser sich zu einer Welle zusammen zu bilden. Die Ozeanen und Thea wurden auf die Welle gehoben. Die Menschen erwachten und Thea redete auf sie ein. Alles, was die Menschen anders machen sollten, sagte sie ihnen. „Sagt das euern Leuten!“, beendete sie. Die Menschen nickten nur. Thea befahl der Welle sie zum Meer zu bringen, dann wurde sie ohnmächtig.
Als Thea wieder aufwachte, war sie im Meer und umgeben von anderen Ozeanen. Alle fingen an zu jubeln als sie aufwachte. Unter den Ozeanen waren ihre Eltern, Luans Familie, und noch viele andere. Sie hatte es geschafft, ihre Mutter zu befreien! Alle waren überglücklich!
10 Tage nach dem Fest war die Wende zum Herbst, alle hatten sich am Meeresgrund versammelt. „Eins, zwei, drei!“ Alle warfen ihr Essen auf den Boden, wo es dann verschwand. Die Bewohner schwammen hoffungsvoll nach oben. Als sie angekommen waren genügte ein Blick, um zu sehen, dass sich alles verändert hatte. Thea und Luan grinsten sich an und schlugen ein. Dann gingen sie zu ihren wiedervereinten Familien.